Leben wir in einer Scheinwelt?

Wie mir eine Recherche in der virtuellen Realität und im echten Leben meiner virtuellen Freunde gezeigt hat, wie relativ unsere Idee der scheinbar exklusiven Realität ist.

11 Minuten
Eva Wolfangels blau-weißer Avatar steht in einem großen, modern designeten Raum, in den von von hinten warmes Licht hinein fällt.

An einem Tag im Juni 2016 setze ich zum ersten Mal meinen Fuß in eine andere Realität. Ich stehe in der Abendsonne unter einem Baum. Die Blätter zeichnen ein Muster auf den Boden. Ich höre das Gemurmel von Menschen, die aussehen wie Roboter, der Himmel ist unglaublich tief. Eigentlich steht mein Körper in meinem Wohnzimmer und doch bin ich ganz woanders. Ich habe mir ein klobiges Headset über den Kopf gestülpt, dicke Kopfhörer dazu, und befinde mich plötzlich in dieser anderen Welt. Sie heißt „Altspace VR“, diese Welt, und es ist ein sozialer Treffpunkt in der Virtuellen Realität. Hier geht es nicht um Spiele, sondern um das Soziale. Es gibt zu dieser Zeit drei oder vier ähnliche Treffpunkte dieser Art in der Virtuellen Welt.

Ich schaue mich erstaunt um und kann kaum glauben, wie real das alles wirkt. Mein Gehirn sagt mir, das ist die Realität. Du bist wirklich hier. Noch weiß ich nicht, wie sehr diese Recherche mein Leben verändern und mich in Realitäten führen wird, in das echte Leben anderer Menschen, die auf mich irrealer wirken als all das hier.

Und das hier soll also eine einzige große Täuschung sein, wie in Matrix? In dem Film findet das Leben in einer Parallelwelt statt, die es eigentlich gar nicht gibt. Sie ist eine Einbildung des Gehirns. Die Menschen in Matrix wissen das nicht – eben, weil sich diese Parallelwelt so real anfühlt. Die Welt, in der ich mich gerade befinde, gibt es eigentlich auch nicht, doch das muss ich mir schon bewusst einreden, als ich an diesem Tag die Feierabendstimmung genieße.


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