Weltweite Nuklearwaffen: „Wir befinden uns in einer Aufrüstungsspirale“

Der Physiker Malte Göttsche erforscht, wie sich nukleare Rüstung mit neuen Techniken wie KI besser überwachen lässt. Der Friedensforscher will eine gefährliche Lücke in der Kontrolle von Atomwaffenarsenalen schließen.

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Russische Nuklearrakete „Topol-M“ bei einer Paradenprobe in Moskau.

„Wozu lerne ich das?“, fragte sich Malte Göttsche während seines Physikstudiums in Hamburg. Er wollte etwas gesellschaftlich Relevantes tun. Ein Zufall führte ihn zu einem Vortrag über das iranische Atomprogramm, der sein Interesse weckte. Heute ist Göttsche unter anderem Professor für „naturwissenschaftliche Friedensforschung“ an der TU Darmstadt. Sein Schwerpunkt: Der Einsatz von Technologie, um die Welt vor Atomkriegen zu schützen. Besonders besorgt ist er über das nahende Ende nuklearer Sicherheitspakte und Wladimir Putins Atomdrohungen. Wie er mit seiner Forschung zur globalen Sicherheit beitragen will, erklärt er im Interview mit Riffreporter.

Herr Göttsche, bei „Friedensforschung“ denkt man eher an Sozial- oder Politikwissenschaft. Was kann die Naturwissenschaft beitragen?

Fragen von Krieg und Frieden sind zwar politisch, aber Technik spielt eine wichtige Rolle. Denken Sie an die militärische Nutzung von KI, Cyberkriegsführung oder autonome Waffensysteme. Die naturwissenschaftliche Friedensforschung untersucht, wie solche Technologien Konflikte beeinflussen können. Sind sie destabilisierend? Und wenn ja, wie kann man mit Rüstungskontrollen oder anderen Maßnahmen darauf reagieren?

Kann Technik auch helfen, den Frieden zu sichern?

Ja, Technik kann stabilisieren, indem sie bei der Überprüfung internationaler Rüstungskontrollverträge hilft, etwa zur Begrenzung von Atomwaffen. Das nennt man Verifikation: Mit technischen Mitteln wird geprüft, ob das Gegenüber seine Verpflichtungen einhält. So muss man nicht blind vertrauen, was solche Verträge erst möglich macht.

Malte Göttsche ist Professor für „naturwissenschaftliche Friedensforschung“ an der TU Darmstadt.
Malte Göttsche ist Professor für „naturwissenschaftliche Friedensforschung“ an der TU Darmstadt.