Birken, Stille, Knall

Gerhard Richter tippt in einer erschütterten Landschaft und spürt das Echo des Krieges.

von Gerhard Richter
4 Minuten
Gerhard Richter sitz am Klappschreibtisch im Bombodrom

Die rot-weiß gestrichene Schranke steht offen und gibt den Weg frei in eine explosive Landschaft: Das sogenannte `Bombodrom´ bei Gadow. Ich folge dem Sandweg, der von schweren Militär-Fahrzeugen so ausgefahren und vom Regen so ausgewaschen ist, dass er mal nach links, mal nach rechts zu kippen scheint. Pfützen spiegeln den blauen Himmel. Zu beiden Seiten des Weges ist die Erde mit Kampfmitteln verseucht. Jahrzehntelang haben Jagdflugzeuge und Bomber ihre Fracht abgeladen – als Zielübung für die Piloten. Die Bomben waren scharf und aus der sicheren Deckung am Boden beobachteten die Militärs, wie wirkungsvoll es knallte. Detonationen, die Himmel und Erde beben ließen. Über die Jahrzehnte haben Panzer und Tiefflieger eine besondere Landschaft geformt. Aus dem ursprünglichen Kiefernwald entstand in der Mitte des Geländes eine Heide mit Brüchen, Gräben und Kratern. Die Militärs sind seit zehn Jahren abgezogen, geblieben ist die Todesgefahr und die Wildnis, verwaltet von der Sielmann-Stiftung. Das Betreten des gesamten ehemaligen Truppenübungsplatzes ist mit wenigen Ausnahmen verboten und das finde ich auch ratsam, denn in der sandigen Erde liegen tausende Blindgänger mit ihrer gespeicherten Sprengkraft, und ihre Zünder warten nur auf meinen Schritt.

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