Fotoessay: Abflug der Kraniche
Keine andere Vogelart lässt Menschen das Naturwunder Vogelzug so hautnah erleben.
Jetzt sind sie wieder unterwegs, zu Zehntausenden. Der Zug der Kraniche ist in vollem Gang. Ihre melancholischen Trompetenrufe lassen Menschen in Großstädten ebenso wie auf dem Land in den Himmel blicken, auf der Suche nach den Vögeln, die sich meist in keilförmigen Formationen auf den Weg nach Südwesten machen. Kraniche faszinieren Menschen und der Grund liegt auf der Hand: Keine andere Vogelart erlaubt in unseren Breiten einen so unmittelbaren Einblick in das geheimnisvolle Phänomen des Vogelzugs.
Während viele Vogelarten nur nachts oder einzeln ziehen und allenfalls ihr plötzliches Fehlen einen Hinweis auf ihren Abzug gibt, spielt sich das Schauspiel des Vogelzugs ausgerechnet bei einem der anmutigsten und schönsten Vögel, dem Kranich, vor aller Augen ab.
Laut rufend machen sie auf sich aufmerksam, sie ziehen in großen Trupps und sie rasten an traditionellen Plätzen in spektakulären Konzentrationen von oft mehreren Zehntausend Vögeln. Kein Wunder, dass sich in den Regionen Deutschlands, die im Zentrum des Kranichzugs liegen, in den vergangenen Jahren ein regelrechter Kranichtourismus entwickelt hat.
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Auch ich kann mich dem Bann dieser Vogelart nicht entziehen. Trotz ihrer Größe ziehen Kraniche nicht wie etwa Störche im energiesparenden Thermikflug, sondern aktiv und selbst bei Nacht. Immer wieder berührend ist es, zu sehen und zu hören, wie Eltern und ihre Jungvögel gemeinsam die Reise in das Winterquartier antreten und dabei durch Kontaktrufe sich immer der Nähe versichern; die Jungvögel noch mit hoher Heranwachsenden-Stimme. Auch während der Nahrungssuche am Tag sieht man fast immer eng zusammenhaltende Familienverbände.
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Der Abflug der Kraniche macht wehmütig. Ich freue mich schon auf den nebelverhangenen menschenleeren kalten Frühjahrsmorgen, an dem ich den ersten Ruf eines Rückkehrers hören werde. Der perfekte Sound unbeschwerten Naturerlebens…
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