G7-Staaten wollen Kampf gegen Klimakrise und Naturzerstörung forcieren
Gipfelbeschlüsse aber in vielen Punkten vage. Kritik von Umweltverbänden.
Im Vorfeld der beiden entscheidenden UN-Umweltgipfel zum Klima- und Naturschutz haben die sieben führenden Industrienationen (G7) bei ihrem Gipfeltreffen am Wochenende ihre Unterstützung für weitreichende globale Naturschutzziele für die nächsten Jahrzehnte zugesagt. Erstmals bezeichneten sie in ihrer Abschluss-Erklärung des Gipfels im britischen Cornwall die Biodiversitätskrise als ebenso großes Menschheitsproblem wie den Klimawandel.
Die USA, Kanada, Japan, Frankreich, Deutschland, Italien und Gastgeber Großbritannien bekannten sich darin zum Pariser 1,5 Grad-Ziel im Kampf gegen den Klimawandel und sagten Klimaneutralität bis 2050 zu. Auf ein konkretes Kohle-Ausstiegsdatum konnten sie sich nicht einigen.
Selten hat der Schutz der Natur eine so prominente Rolle bei einem Treffen der führenden Wirtschaftsnationen gespielt wie dieses Mal. „Der Verlust der biologischen Vielfalt ist neben dem Klimawandel eine gleichermaßen wichtige existenzielle Bedrohung für unseren Planeten und die Menschheit“, heißt es in der am Sonntag veröffentlichten Abschlusserklärung des zweitägigen Gipfels in Carbis Bay.
Wir unterstützen ein ehrgeiziges globales Rahmenwerk zur biologischen Vielfalt für die Zeit nach 2020. (G7-Beschluss)
Darin erkennen die G7 die eigene Verantwortung für die Naturzerstörung an und verpflichteten sich – ohne konkret zu werden – „unseren eigenen Beitrag“ zur Wiederherstellung intakter Ökosysteme und im Kampf gegen das Artensterben zu leisten.
Den Verhandlungen für ein neues weltweites Rahmenabkommen zum Schutz von Ökosystemen und Arten gaben die Regierungschefs Rückendeckung. „Wir unterstützen ein ehrgeiziges globales Rahmenwerk zur biologischen Vielfalt für die Zeit nach 2020“, erklärten sie. Das Abkommen soll im Herbst beim Weltbiodiversitätsgipfel auf den Weg gebracht werden.
Zusage für die Natur
Konkret unterlegt wurde dieses Versprechen in Cornwall nur an wenigen Punkten. So verpflichteten sich die G7-Staaten, bis 2030 jeweils mindestens 30 Prozent der Land- und der Meeresfläche des Planeten zu schützen. Damit stellen sie sich hinter eine Kernforderung eines Bündnisses aus Staaten und Umweltorganisationen, die das 30-Prozent-Ziel auf dem bevorstehenden Weltnaturschutzgipfel in China für alle Staaten der Erde verbindlich festschreiben will.
„Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung, die Welt dabei zu unterstützen, den Kurs des Verlusts der biologischen Vielfalt und der natürlichen Umwelt umzukehren, und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Auswirkungen auf die Natur bei unseren politischen Entscheidungen in vollem Umfang berücksichtigt werden“, heißt es in der Abschlusserklärung weiter.
Die Regierungschefs verabschiedeten auch eine „G7-Zusage für die Natur“, analog zu einer entsprechenden Absichtserklärung, die im vergangenen Jahr bei der UN-Generalversammlung abgegeben wurde. Darin sichern sie zu, „den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 aufzuhalten und umzukehren“. Eine der Maßnahmen dazu ist die Unterstützung des globalen 30-Prozent-Schutzgebietsziels.
Kritik von Umweltverbänden
Die G7 wollen mit gutem Beispiel vorangehen und bis 2030 mindestens 30 Prozent des Landes, einschließlich der Land- und Binnengewässer sowie der Küsten- und Meeresgebiete, wirksam schützen. Wie hoch der Schutzstandards in den eigenen Ländern aber sein soll, ließen die Staats- und Regierungschefs offen. Weitere Zusagen betreffen die Unterstützung für ein Netz an Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer, die Schaffung nachhaltigerer Handelssysteme und der Kampf gegen Plastikverschmutzung.
Ausdrücklich bekannten sich die G7 auch zum Ansatz der naturbasierten Lösungen im Klimaschutz – also der Verknüpfung von Klima- und Lebensraumschutz – und sicherten verstärkte finanzielle Anstrengungen dafür zu.
Im Klimaschutz sagten die G7 zu, die Emissionen bis 2030 zu halbieren. Auf ein konkretes Ausstiegsdatum aus der Kohlenutzung konnten sich die Staats- und Regierungschefs aber nicht einigen. Sie bleiben damit hinter den Beschlüssen der G7-Umweltministerïnnen zurück, die für den Kohleausstieg vor kurzem noch den Zeitrahmen „in den 2030er Jahren“ gesetzt hatten. Bekräftigt wurde in Cornwall das – bisher nicht eingelöste – Versprechen, dass die Staatengemeinschaft armen Ländern jährlich 100 Milliarden Dollar für den Kampf gegen den Klimawandel zur Verfügung stellt. Deutschland will seinen jährlichen Beitrag von derzeit vier Milliarden Euro bis spätestens 2025 auf sechs Milliarden Euro steigern.
Umweltverbände bewerteten die Ergebnisse in ersten Reaktionen als unzureichend. In der Abschlusserklärung sei vieles bekräftigt worden, das bereits andernorts beschlossen worden sei, erklärte der WWF. Positiv bewertet wurde die Verabschiedung des “Nature Compact” zum Schutz der Biologischen Vielfalt, der das richtige Ambitionsniveau vorgebe.
Im Projekt „Countdown Natur“ berichten wir mit Blick auf den UN-Naturschutzgipfel über die Gefahren für die biologische Vielfalt und Lösungen zu ihrem Schutz. Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden von der Hering Stiftung Natur und Mensch gefördert. Sie können weitere Recherchen mit einem Abonnement unterstützen.