Landasseln sind archaische Urzeitviecher mit Charme – und Persönlichkeit

Sie scheinen aus der Zeit gefallen: Keller- und Mauerasseln sehen aus, als hätte die Evolution sie auf dem Weg ins Hier und Jetzt vergessen. Aber die Krebstiere, deren Vorfahren die Meere besiedelten, haben sich mit ausgefeilten Strategien an das Leben an Land angepasst.

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Eine Assel in Nahaufnahme auf steinigem Untergrund.

Vor zwei Jahren nahm Benedikt Kästle an einer Exkursion zu einer Schlossruine in Blaubeuren teil. Es war eine milde Herbst-Nacht im Oktober, die Studierenden suchten nach Tieren, die es dunkel mögen. Kästle fand eine Assel. „Ich konnte die Art erst gar nicht zuordnen“, erinnert er sich. Eine genauere Untersuchung brachte Gewissheit: Porcellio montanus – eine seltene Assel-Art und ein Erstnachweis für diese Region in Baden-Württemberg.

Kästle studiert in Tübingen Ur- und Frühgeschichte sowie Paleoanthropologie, seine Studienkollegin Stephanie Binder Geografie. Beide hat vor rund fünf Jahren die Assel-Faszination gepackt. „Ich wollte mir ein kleines Ökosystem im Glas zusammenstellen“, erzählt Binder. Dafür sammelte sie im Garten Erde, Moos, abgestorbene Pflanzen, Holzstückchen – und Asseln. Binder lacht: „So hat es angefangen.“

Etliche Asseln drängen sich in zwei Spalten in rotem Stein.
Asseln sind gesellig: Hier suchen Kellerasseln zwischen Steinen Schutz vor der Mittagssonne.
Eine Assel krabbelt über einen Stein.
Mauerasseln haben drei End-Segmente an ihren Antennen, die sie häufig und assel-typisch im rechten Winkel abknicken. Landasseln haben noch ein zweites Antennenpaar; das ist aber so klein, dass man es mit bloßem Auge kaum sehen kann.
Eine Assel krabbelt über einen Holzscheit.
Mauerasseln tragen cremefarbene bis gelbe Flecken auf ihrem Rückenpanzer. Im Jahr 2020 wählte der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher das Krebstier zum Höhlentier des Jahres.
Eine Assel liegt auf dem Rücken, die Beine in die Höhe gestreckt. Zwei weiße Strukturen sind erkennbar.
Rollasseln besitzen wie Kellerasseln Pseudotracheen, mit denen sie Sauerstoff aus der Luft aufnehmen können. Sind die Einstülpungen mit Luft gefüllt, erscheinen sie weiß.
Eine große Assel und zahlreiche kleine, die gelb-orange mit dunklen Sprenkeln sind.
Von wegen langweilig grau: Kellerasseln können auch marmoriert sein. Vor allem die Jungen – Miniaturen der großen Asseln – variieren in ihrer Färbung.
Zahlreiche Asseln und eine Gehäuseschnecke an morschem Holz.
Wo Holz vermodert, sind auch Mauerasseln nicht weit. Wie alle Landasseln fressen diese Krebstiere verrottendes organisches Material.
Mehrere Asseln drängen sich in einen Holzspalt.
Wenn die Tage kürzer und die Nächte kühl werden, verkriechen sich Mauerasseln unter feuchtem Laub oder der Rinde von verrottenden Bäumen.
Eine Assel mit orangefarbenen und weißen Flecken.
Etliche Vertreter der Landasseln sind durchaus bunt, wie diese Rathke-Assel (Trachelipus rathkii). Sie hat orangefarbene und weiße Flecken auf ihrem dunklen Panzer.
Zwei Asseln auf erdigem Boden, die vordere Assel ist zu einer Kugel zusammengerollt.
Auch wenn alle Landasseln sich ähneln – zu einer glänzenden Kugel zusammenrollen können sich nur Vertreter der Familie der Rollasseln (Armadillidiidae), hier die Gemeine Rollassel Armadillidium vulgare.
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