Skorpionsfliegen sind ungefährliche Aasfresser mit dem Hang zum Stehlen

Mit ihrem langen „Schnabel“ und dem wulstigen Hinterleib fallen die bizarren Insekten sofort ins Auge. Stechen wie ein Skorpion können Skorpionsfliegen aber nicht. Stattdessen trumpfen die Aasfresser mit skurrilen Brautgeschenken auf – und dienen der Forschung.

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Ein fliegenähnliches Insekt mit rötlichem Hinterleibsende sitzt auf einem Blatt.

Anfang Juni ist die Insektensaison in vollem Gange. Wer jetzt an blühenden Wiesen und Staudenbeeten entlang schlendert, hört es brummen und summen. Schmetterlinge und Wildbienen hasten von Blüte zu Blüte, Schwebfliegen rangeln sich um die besten Reviere.

Die Mittagssonne knallt, so mancher Mensch sucht deshalb lieber ein schattigeres Plätzchen, etwa unter Bäumen im Park oder am Waldrand. Hier sind die Sträucher noch feucht vom Regenschauer am Morgen. Im Halbschatten fällt der Blick auf ein eigentümliches Geschöpf: die Mundwerkzeuge lang gezogen wie der Schnabel eines Löfflers, mückenartige, mit dunklen Borsten übersäte Beine. Zwischen den transparenten, schwarz gezeichneten Flügeln ragt ein orangeroter, kugeliger Hinterleib hervor. Keine Frage, auf den Blättern der Hainbuche sitzt eine Skorpionsfliege.

Ein fliegenähnliches Insekt mit rötlichem Hinterleibsende sitzt auf einem Blatt.
Der Hinterleib männlicher Skorpionsfliegen erinnert an den Stachel eines Skorpions. Stechen kann das Insekt damit aber nicht.
Ein fliegenähnliches Insekt mit rötlichem Hinterleibsende sitzt auf einem Blatt.
Skorpionsfliegen gehören zu den Schnabelfliegen. Ihre Mundpartie ist schnabelartig verlängert und die Mundwerkzeuge sitzen am Ende dieses „Schnabels“.
Ein fliegenähnliches Insekt mit rötlichem Hinterleibsende sitzt auf einem Blatt.
Skorpionsfliegen-Weibchen fehlt der verdickte Fortsatz am Hinterleibsende.
Ein fliegenähnliches Insekt mit rötlichem Hinterleibsende sitzt auf einem Blatt.
Die Deutsche Skorpionsfliege (Panorpa germanica) ist etwas kleiner als die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis). Außerdem sind ihre glasklaren Flügel fleckenartig gezeichnet, durchgehende Bänder fehlen.
Eine Frau mit gestreiftem Oberteil und Jeansjacke hält einen Kescher in der Hand.
Evolutionsbiologin Clémentine Lasne jagt Skorpionsfliegen – für die Forschung.
Ein fliegenähnliches Insekt mit rötlichem Hinterleibsende sitzt auf einem Blatt.
In Deutschland und Österreich kommen drei Arten von Skorpionsfliegen vor. Nur bei Panorpa communis, der Gemeinen Skorpionsfliege, finden sich durchgehend schwarze Binden auf den transparenten Flügeln.