Vielen Schwebfliegen-Arten erleiden Verluste

Die Krefelder Entomologen zeigen erste Beispiele für Detailauswertungen ihrer Studie zum Insektenschwund

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Eine gelb-schwarz gestreifte Schwebfliege sitzt auf der violetten Blüte einer Distel.

Das Wahnbachtal ist aus der Luft leicht zu erkennen: Ein Band dunkelgrüner Bäume schlängelt sich durch die Kulturlandschaft aus Felder und Weiden – nichts besonderes im Bergischen Land östlich von Bonn. Dort der Talgrund ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dort haben die ehrenamtlichen Forscher des Entomologischen Vereins Krefeld sechs ihrer Malaise-Fallen aufgestellt; erst 1989, dann noch einmal 2014. Sie fingen dort von Frühling bis Winter hunderttausende Insekten aus tausenden Gruppen mit hunderten Arten für die inzwischen weltbekannte Studie zum Insektenschwund. Das Ergebnis ist bekannt: Der Arbeit zufolge hat die Insektenbiomasse an den untersuchten Standorten innerhalb von 27 Jahren um 76 Prozent abgenommen.

Seit 2016 finanziert das Bundesforschungsministerium über das Bundesamt für Naturschutz ein Forschungsprojekt, bei dem die Krefelder Entomologen sich für mehr als 30 Standorte – wie im Wahnbachtal – die Fänge noch einmal im Detail anschauen: Sie bestimmen die Art sämtlicher Insekten und ermitteln, wie die Naturschutzgebiete – denn um solche Flächen handelt es sich durchweg – und die umliegenden Flächen genutzt werden. Außerdem wollen sie an mehreren Stellen erneut ihre Fallen aufstellen, um neue Vergleichsdaten zu gewinnen. Allein 2019 soll das an rund 15 Stellen geschehen. Vergangene Woche hatten die Krefelder Entomologen und ihre Kooperationspartner zu einer Tagung ins Forschungsmuseum Alexander Koenig nach Bonn eingeladen, um erste Zwischenergebnisse zu präsentieren und Schwierigkeiten zu diskutieren.

Für viele Artengruppen fehlen Spezialisten

Mehr als 140.000 Insekten aus ihren Fängen haben die Krefelder Forscher inzwischen bestimmt – ein enormer Aufwand, denn nicht für jede Artengruppe haben sie Spezialisten in den eigenen Reihen. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, dass es allein in Deutschland 33.000 Insektenarten gibt. Für ganze Artengruppen suchen die Krefelder Entomologen bislang vergebens: Allein die besonders vielfältigen Gruppen der Hautflügler – also Wespen, Bienen und Ameisen – sowie der Zweiflügler – also Fliegen und Mücken – umfassen hierzulande jeweils allein mehr als 9000 Arten. Niemand kann die alle unterscheiden. Aber auch für Blattläuse suchen die Forscher Spezialisten. „Es wird nur ausgewertet, wo gerade ein guter und eingearbeiteter Entomologe greifbar ist“, sagte Martin Sorg. Der promovierte Biologe ist stellvertretender Vorsitzender des Entomologischen Vereins Krefeld und eines der Gesichter des Forschungsprojekts.

Portrait von Dr. Martin Sorg. Er ist umgeben von Pappkartons. Auf einem davon steht eine Plastikflasche, in der eine Flüssigkeit und eine große schwarze Masse von Insekten stecken.
Dr. Martin Sorg – hier im Lager mit den Fängen aus mehr als 30 Jahren – ist eine der treibenden Kräfte beim Entomologischen Verein Krefeld.
Luftaufnahme einer Insektenfalle auf einer Wiese, an die ein Bachlauf, blühende Bäume und Äcker angrenzen. Die Falle sieht aus wie ein Zelt.
Eine Insektenfalle mitten im Naturschutzgebiet. Viele dieser Flächen sind kleiner als 50 Hektar. Der Abstand zu Ackern und Weiden ist wie in diesem Beispiel klein. Pufferzonen existieren nicht. Mit einzelnen Ausnahmen ist Pestizideinsatz ohnehin in allen Schutzgebieten erlaubt. Und weil sie oft in Senken liegen, spült der Regen Ackergifte in die Tümpel und Bäche.
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