Luft in Europas Städten weiter häufig gesundheitsgefährdend

Der EU-Rechnungshof hat die Umweltbelastung in Europas Städten geprüft und schlägt Alarm: Eine Viertelmillion Menschen sterben jedes Jahr vorzeitig, weil die Luft so schlecht ist, die sie einatmen.

5 Minuten
Viele Autos im Stau

Die Luft in Europas Städten ist weiterhin so schlecht, dass viele Menschen daran erkranken oder sogar sterben. Europäische Städte seien zudem gesundheitsgefährdend laut: Das ist das Ergebnis eines neuen Sonderberichts des Europäischen Rechnungshofes zur Umweltbelastung in den Städten der Gemeinschaft.

Danach zählen Schadstoffe und Krach zu den größten Risikofaktoren für die Gesundheit der meisten Bürgerinnen und Bürger. Wie dramatisch die Lage trotz einiger Verbesserungen immer noch ist, zeigen die von den Rechnungshof-Experten zitierten Daten der Europäischen Umweltagentur. Danach verlieren EU-weit mindestens 250.000 Menschen in jedem Jahr vorzeitig ihr Leben, weil die Luft, die sie atmen, zu schlecht ist.

Hunderte Millionen Menschen betroffen

„Die Luftverschmutzung wird eindeutig unterschätzt – das Problem ist riesengroß, aber die Menschen sprechen nicht gern darüber“, sagt auch Jos Lelieveld. Der Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz hat gemeinsam mit Kollegen herausgefunden, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in Europa durch Luftverschmutzung um zwei Jahre verkürzt wird.

Von der hohen Umweltbelastung sind laut Rechnungshof europaweit hunderte Millionen Menschen betroffen. „Drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger in der EU leben in Ballungsräumen und sind daher in besonderem Maße von Luftverschmutzung und Lärmbelastung betroffen“, heißt es in dem Report. Wie die Schadstoffbelastung in der Luft kann auch die andauernde Lärmbelastung der Gesundheit schaden. Schlafstörungen, Angstzustände, kognitive Beeinträchtigungen und psychische Erkrankungen können die Folge sein. Laut Rechnungshof führen Experten in Europa jährlich fast 50.000 neue Fälle von Herzerkrankungen und 12.000 vorzeitige Todesfälle auf Lärmbelastung zurück.

Green Deal soll auch die Luft sauberer machen

Die Europäische Kommission hat das Problem der hohen Schadstoff- und Lärmbelastung in Städten seit langem erkannt. Als Teil ihres Green Deal hatte sie 2021 konkrete Ziele für die Verringerung von Luftverschmutzung und schädlichem Lärm bis 2030 festgelegt. Demnach sollen die dadurch verursachten vorzeitigen Todesfälle gegenüber dem Jahr 2005 um über 55 Prozent verringert werden.

Auch die Anzahl der Ökosysteme in der EU, in denen die biologische Vielfalt durch Luftverschmutzung bedroht ist, soll bis 2030 um 25 Prozent gesenkt werden. Der Anteil der durch Verkehrslärm chronisch geplagten Menschen soll um ein Drittel verringert werden. Allerdings sind diese EU-Ziele für die Mitgliedstaaten nicht verbindlich.

Diagramm mit Linien der Belastung verschiedener Schadstoffe über die vergangenen Jahre.
Trotz Fortschritten in den vergangenen Jahrzehnten bleibt die Schadstoffbelastung in europäischen Städten gesundheitsschädlich hoch.
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!