Wie arbeitet der Magnetkompass im Vogelauge?

Vögel haben einen sechsten Sinn: Sie können das Magnetfeld der Erde sehen. Wie sie das genau machen, war lange unklar. Jetzt sind Forscherïnnen dem Verständnis ein Stück näher gekommen.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
6 Minuten
Ein Rotkehlchen sitzt auf dem Ast und singt.

Seit über 40 Jahren interessiert sich der Biologe Henrik Mouritsen für die Orientierung von Zugvögeln. Angefangen hat er als Twitcher in Dänemark, jetzt erschien im Wissenschaftsmagazin „nature“ eine Arbeit, bei der Mouritsen – zusammen mit einem internationalen Forschungsteam – die quantenmechanischen Grundlagen des Magnetsinns von Rotkehlchen analysiert.

Bevor wir uns genauer mit Ihrer aktuellen Arbeit beschäftigen, würde mich interessieren, warum Sie ausgerechnet den Magnetkompass von Rotkehlchen untersucht haben? In unseren Breiten bleiben die Vögel ja mittlerweile das ganze Jahr über hier – und müssen deshalb nicht mehr über lange Strecken navigieren.

Bei Rotkehlchen wissen wir einfach am meisten über den Magnetkompass. Im Grunde wurde der Magnetsinn bei dieser Art überhaupt erst entdeckt, und seitdem sind Rotkehlchen quasi die „weißen Mäuse“ der Vogelzugforschung geblieben. Ihr Orientierungs- und Zugverhalten ist ziemlich gut untersucht. Wir hätten auch Mönchsgrasmücken nehmen können, aber bei allen anderen Arten müsste man zunächst die ganz grundlegende Verhaltensforschung machen.

Die Rotkehlchen aus nördlicheren Gefilden ziehen ja auch weiterhin jedes Jahr Richtung Süden. Jetzt haben Sie sich aber gar nicht mit dem Zugverhalten der Rotkehlchen beschäftigt, sondern quasi auf Molekülebene untersucht, wie der Magnetsinn funktioniert?

Ja genau, an dieser Studie war kein einziges lebendiges Rotkehlchen beteiligt. Wir haben nicht mit Vögeln gearbeitet, sondern mit Zellkulturen im Labor.

Portraitfoto des Biologen Henrik Mouritsen
Henrik Mouritsen ist Professor für Neurosensorik an der Universität Oldenburg – und erforscht seit vielen Jahren den Magnetkompass von Zugvögeln.
Vier Hühner sitzen auf einem Ast, im Hintergrund ein verschneiter Garten.
Hühner sind keine Zugvögel, doch auch sie können das Magnetfeld der Erde wahrnehmen. Allerdings reagieren die Moleküle im Auge der Hühner wesentlich schwächer auf das Erdmagnetfeld.
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