Tiefseebergbau: Wirtschaft kritisiert restriktiven Kurs der Ampel, Unterstützung von Meeresforscher

Bundesregierung will Moratorium beim Abbau von Rohstoffen im Meer. Marine Industrie warnt vor Ressourcenmangel bei Energiewende. Geologin Koschinsky: „Tür nicht komplett zuschlagen.“ Deutsches Forschungsschiff in Lizenzgebiete unterwegs

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Bild aus der Tiefsee wie beschrieben.

Die deutsche maritime Industrie hat mit Kritik auf den Vorstoß der Bundesregierung reagiert, für den Tiefseebergbau ein Moratorium zu erwirken. „Wir halten die Forderung der Bundesregierung nach einer vorsorglichen Pause beim Tiefseebergbau für kurzsichtig“, sagte Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), auf Anfrage von RiffReporter. Für die Abkehr von fossilen Energieträgern würden „weltweit umfangreiche technische Anlagen samt Batterien, Generatoren und Elektrolyseuren benötigt, die den Rohstoffbedarf um ein Vielfaches in die Höhe treiben“ würden. Dieser Bedarf sei allein durch bessere Recyclingquoten und optimierte Abbaumethoden an Land nicht annähernd zu decken.

„Wir sind überzeugt, dass Rohstoffknappheit eine Berücksichtigung von Lagerstätten im Ozean unvermeidlich machen wird“, sagte Lüken. Darum sollte jetzt vor allem an möglichst umweltverträglichen Standards gearbeitet werden.

Es sei zwar richtig, dass das vorhandene Wissen und der Stand der Forschung nicht reichten, um Umweltschäden durch Tiefseebergbau vollständig auszuschließen. Weitere Lernprozesse seien aber „nur möglich, wenn man Erkenntnisse in der Praxis gewinnt.“ Gerade „deutschen Akteuren mit ihrer besonders hohen Umweltsensibilität“ sollte es ermöglicht werden, beim Tiefseebergbau „Pionierarbeit zu leisten“. Der VSM vertritt rund 700 Unternehmen und Organisationen in Deutschland, die mit der Nutzung des Meeres befasst sind.

Meeresforscher Haeckel unterstützt Pause für Bergbauprojekte in der Tiefsee

Als Interessenvertreter der maritimen Wirtschaft reagierte Lüken auf die Ankündigung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), dass Deutschland sich bei den derzeit laufenden internationalen Verhandlungen zur Nutzung des Meeresbodens erstmals für eine sogenannte „precautionary pause“, also ein faktisches Moratorium, beim Tiefseebergbau einsetzen werde. Die Bundesregierung werde bis auf Weiteres keine Anträge auf kommerziellen Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee unterstützen.

Potraitfoto, Lüken ist ein mittelalter Mann mit weißem Haar und Brille
Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM)
Koschinsky lächelt in die Kamera und hält eine Manganknolle in der Hand.
Die Geowissenschaftlerin Andrea Koschinsky von der Jacobs-Universität Bremen mit Metallproben vom Meeresboden.
Dunkle Knollen auf hellem Meeresboden verteilt.
Manganknollen auf dem Meeres­boden in der Clarion-Clipperton-Zone, aufgenommen während einer Expedition des Forschungsschiffs „Sonne“ 2015.
Auf dem Meeresboden liegen Knollen in künstlichen Rahmen, ein Fisch schwimmt aus dem Bild.
Am Meeresboden der Clarion-Clipperton-Zone machten Wissenschaftler des GEOMAR Versuche, wie sich der Abbau von Mangenknollen auf die Umwelt auswirkt.
Greifarm eines deutschen Meeresforschungsgeräts in der Clarion Clipperton Zone mit einer Manganknolle, auf der eine Koralle wächst.
Griff nach Rohstoffen: Deutsche Forscher haben diesen Roboter dabei gesteuert, eine Manganknolle festzuhalten, auf der eine Koralle wächst.
Zwei Expeditionsteilnehmer stehen auf dem Deck des Schiffes und unterhalten sich. Im Hintergrund arbeiten weitere Teilnehmer an einer Maschine.
Der Expeditionsleiter Matthias Haeckel im Gespräch mit einer Kollegin an Bord des Forschungsschiffs RV Sonne.
Natürliche Schlote auf dem Meeresgrund.
Tief im Meer gibt es eine reichhaltige Artenvielfalt, wie hier an einem inaktiven sogenannten Schwarzen Raucher im deutschen Lizenzgebiet für Bergbau im Indischen Ozean.
Sandboden mit vielen kleinen schwarzen Knollen und einem Meeresgetier.
Der Meeresboden: Rohstofflager und Lebensraum
Unförmiges braunes Gebilde mit weißer Kruste auf Tisch
Eine Manganknolle.
Ein mittelgroßes Schiff in Schwarz. Weiß und Rot, auf dem groß das Wort „Science" steht.
Das deutsche Forschungsschiff „Sonne".
Landkarte mit Einträgen der deutschen Lizenzgebiete südöstlich von Madagaskar und westlich von Mexiko.
In diesen Gebieten dürfen deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Möglichkeiten zum Abbau von Rohstoffen und ihre Umweltfolgen untersuchen.
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