Der Traum jedes Ornithologen: „Ich wusste sofort, das muss eine neue Vogelart sein“

Der deutsche Forscher Frank Rheindt entdeckt fünf neue Vogelarten und fünf Unterarten. Interview über ein wissenschaftliches Jahrhundertereignis

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
12 Minuten
Ein Regenwald

Inmitten der globalen Artenkrise gelingt einem deutschen Forscher ein spektakulärer Fund. Auf drei kleinen indonesischen Inseln entdeckt Frank Rheindt gleich fünf neue Vogelarten und fünf bislang unbekannte Unterarten. Zehn neue Taxa auf einmal – und das bei Vögeln, der am besten erforschten Artengruppe im gesamten Tierreich: So etwas hat es zuletzt von mehr als 100 Jahren gegeben. Wir sprachen mit Frank Rheindt über seine Entdeckung und darüber, was sie in Zeiten einer beispiellosen Krise der Artenvielfalt bedeutet.

Frank Rheindt sitzt mit einem Hut auf einem Berg vor der Kulisse eines Regenwaldes
Der deutsche Ornithologe Frank Rheindt forscht und lehrt seit vielen Jahren an der National University in Singapur als Associate Professor.

Ihre Entdeckung wird in „Science“ als ornithologischer Jahrhundertfund gefeiert und sie macht Schlagzeilen selbst in der New York Times. Wie haben Sie das erlebt?

Wir haben in der Vergangenheit auch schon mal kleinere Entdeckungen beschrieben, die haben aber bei weitem nicht das Interesse gefunden. Das ist klar, denn einzelne Arten sind hier und da schon mal zu finden. Aber fünf Arten und fünf Unterarten auf einmal und in einem sehr kleinen Gebiet, das ist schon sehr besonders und wahrscheinlich schon seit mehr als 120 Jahren nicht mehr geschehen.

„Die goldenen Zeiten der

Artentdeckung sind eigentlich vorbei“

Ihr Fund fällt in die Zeit einer alarmierenden Krise der Artenvielfalt auf der Erde. Wie ordnen Sie seine Bedeutung ein?

Ich hoffe, dass er anderen Wissenschaftlern einen neuen Anstoß gibt, noch stärker zu suchen. Ich wünsche mir, dass unser Erfolg zu einer Renaissance der Biodiversitäts-Entdeckung führen kann. Die goldenen Jahre der großen Entdeckungen waren im späten 18. und im frühen 19. Jahrhundert. Nach den beiden Weltkriegen gab es da beinahe gar keine Bewegung mehr, zumindest nicht mehr bei den Säugetieren und Vögeln. Bei Vögeln ist es natürlich besonders schwierig, noch neue Arten zu beschreiben, denn sie sind bereits sehr gut erforscht.

Warum ist es überhaupt so wichtig, neue Vogelarten zu entdecken?

Nicht nur bei Vögeln, bei allen Organismen ist es wichtig, zu wissen, wo die Hotspots der biologischen Vielfalt sind. In den kommenden Jahren werden wir weiterhin sehr viel Biodiversität verlieren, viele weitere Arten werden aussterben. Aber um die begrenzten Ressourcen die wir haben, auch richtig einzusetzen müssen wir erst mal wissen, wo wir ansetzen sollen. Welche Inseln haben die meisten endemischen Arten und auf welchen leben Arten, die wahrscheinlich viel weiter verbreitet sind? Diese Muster müssen wir erst erkennen, um zu entscheiden, wo wir Geld und Ressourcen zum Schutz der Natur einsetzen.

Ihre Entdeckungen sind nicht rein zufällig, sondern folgen einem Suchschema. Sie haben Inseln ausgewählt, die von besonders tiefem Meer umgeben sind und die bisher wenig von Forschern besucht wurden. Ist das eine Art Königsformel, mit der weitere Entdeckungen zu machen sind?

Die Frage, wie intensiv ein Gebiet historisch erforscht wurde, ist für die Vögel und die Säugetiere natürlich sehr wichtig. Für die kleineren Tiergruppen wahrscheinlich nicht so sehr, weil es – anders als für Vögel und große Säuger – in den 1800er Jahren keine großen Expedition gegeben hat, um neue Arten zu finden.

Und was hat es mit dem zweiten Kriterium, der Meerestiefe um die Inseln, auf sich?

Meerestiefe ist etwas sehr wichtiges, auch wenn es auf den ersten Blick kontraintuitiv ist. Vögel können doch fliegen, was hat die Meerestiefe damit zu tun? Das fragen sich manche. Aber auch viele Vögel fliegen nicht gerne über große Strecken Wasser und hier kommt die Meerestiefe ins Spiel. Viele Inseln sind nicht wirklich Inseln. Wir sehen sie jetzt zwar als Inseln, weil wir zu einem bestimmten Zeitpunkt der Erdgeschichte leben. Aber viele liegen auf großen Schelfflächen und darüber sind sie bei jeder Eiszeit mit dem Festland verbunden. Wenn wir nach Europa schauen, nach Großbritannien beispielsweise: Die wollen vielleicht nicht zu Europa gehören, aber sie sind eigentlich Teil des europäischen Festlands. Bei einer Eiszeit können Tiere etwa von Belgien oder Frankreich rüber nach Großbritannien wandern. Das ist zum letzten Mal vor ungefähr 12.000 Jahren geschehen. Das ist nicht so lange her. Und dasselbe gilt für Indonesien mit seinen 20.000 Inseln, von denen viele eigentlich gar keine sind. Daher sehen wir auf Borneo große Katzen, Orang Utans und all diese Tiere, die gar nicht dorthin schwimmen könnten, aber dorthin über Land gewandert sind. Deshalb ist es wichtig, die verbleibenden Inseln nach Tiefe des umgebenden Meers zu filtern, um Orte zu finden, die über lange Zeit isoliert waren und auf denen dann endemische Arten entstehen konnten.

„Wir haben uns schon die Rosinen rausgepickt“

Gibt es denn weitere Inseln, die in dieses Schema passen und die untersucht werden müssten?

Für Vögel wird es schwieriger, da haben wir uns sozusagen schon die Rosinen rausgepickt. Es gibt zwar noch kleinere Inseln, die auch von tiefer See umgeben sind und nicht so gut erforscht sind, aber sie sind sehr klein. Da ist es nicht so wahrscheinlich, dass sich dort endemische Arten auf lange Zeit haben erhalten können. Da stirbt eine Art eher mal aus, wenn es eine kleine Klimaepisode oder so etwas gibt. Wir haben uns schon die Inseln mit den größten Chancen rausgesucht. Aber für andere Tiergruppen kann man unser Schema auf jeden Fall auch heute noch gut anwenden, denn die sind bei weitem noch nicht so gut erforscht wie Vögel. In Indonesien und andernorts kann man sicher noch viel Neues entdecken mit Hilfe dieser Kriterien.

Wie muss man sich die Inseln vorstellen, auf denen Sie die Vögel entdeckt haben. Eine neue Art zu finden, das klingt immer auch nach einem einsamen und unberührtem Paradies.

Nehmen wir die größte Insel Taliabu, wo wir die meisten der Entdeckungen gemacht haben. Sie ist ungefähr 130 Kilometer lang und 20 bis 30 Kilometer tief. Auf der einen Seite also schon ein großer Flecken Land, aber zugleich eine der abgelegensten Insel Indonesiens. Es gibt keinen Flughafen und keine regelmäßigen Passagierfähren. Es war schon sehr schwierig, da hinzukommen. Wenn man dann dort ist, gibt es schon Dörfer und kleine Städtchen an der Küste. Die Bevölkerungszahl ist noch nicht so sehr hoch, aber sie steigt schnell. Es gibt dort eine der höchsten Raten des Bevölkerungswachstums in ganz Asien. Das wird natürlich weiteren Druck auf diese Lebensräume ausüben .

Wie steht es derzeit um die Natur auf Taliabu und den anderen Inseln, auf denen sie die neuen Arten gefunden haben?

Taliabu ist bereits mehrere Male hintereinander „geloggt“ worden, also abgeholzt von großen asiatischen Holzfirmen, die den Wald bis teilweise 1000 Meter Höhe ziemlich zerstört haben. Teilweise sind diese Gebiete für die landwirtschaftliche Nutzung umgewandelt worden. Und auch in den höheren Lagen ist der Wald schon ziemlich degradiert.

Muss man sich das so vorstellen, dass da große Unternehmen die einzelnen Inseln abklappern und alle paar Jahre einen Kahlschlag veranstalten?

Ja, so kann man das sagen, aber es ist legal. Die Firmen gehen dahin und oftmals brauchen sie nicht nur das Einverständnis der Zentralregierung, sondern auch der lokalen Stammesoberhäupter. Da gibt es traurige Geschichten darüber, wie einzelne Stammesführer für ein paar Tage in ein Luxushotel nach Hongkong gebracht werden und dann unterschreiben. Oder die Firmen verteilen unter den Leuten in den kleinen Dörfern ein paar Geldscheine für die Abholzerlaubnis. Das sind Summen, die für die Menschen dort sehr viel Geld bedeuten. So etwas kommt leider vor.

„Ich war sehr verzweifelt über den Regen, ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte“

Zurück zu den Vögeln. Wie muss man sich so eine Entdeckung vorstellen? Wie gehen Sie vor? Laufen Sie rum, wie ein Birdwatcher und gucken, ob es was zu sehen gibt?

Ein bisschen so, ja. Aber auf diesen Inseln kannst du nicht einfach so alleine rumlaufen, ohne dass die örtliche Bevölkerung weiß, was da vor sich geht. Es gibt sehr starke Traditionen. Wenn jemand dort in einem Dorf rumläuft, ist das so, als wenn man anderswo in eine Privatwohnung hineingeht. Man muss zunächst immer beim Oberhaupt des Ortes vorsprechen. Der benennt dann Leute aus dem Dorf, die einem helfen und ständig begleiten. Die bekommen natürlich für ihre Hilfe auch eine Bezahlung.

Können Sie mal die Situation beschreiben, als sie eine neue Art entdeckt haben. Vieles ist ja über Gesang gelaufen, wenn ich das richtig verstehe.

Die Stimmen sind in der Tat oft entscheidend. So auch auf Taliabu. Da war ich 2009 zuerst ganz alleine, um in den Bergwäldern nach Vögeln zu suchen. Ich bin also in das Dorf am Fuße des höchsten Berges gegangen und dort ein paar Tage geblieben. Ich habe versucht, mich mit den Leuten dort anzufreunden und Menschen zu finden, die mir helfen, den Berg hinaufzusteigen. Als wir dann da oben waren, hatte ich erst wenige Stunden gesucht, als starker Regen einsetzte. Die Helfer wussten gleich, dass das sehr lange dauern wird, mehrere Tage, und sind nach einer Stunde heftigen Regens ins Dorf abgestiegen. Ich war sehr verzweifelt, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte noch nichts wirklich Überraschendes gefunden und es regnete immer stärker. Ich entschied mich dann irgendwann schweren Herzens, auch den Rückzug anzutreten. Beim Abstieg gab es dann den großen Vorfall. Ich hörte auf einmal einen Gesang, den ich entfernt kannte. Es war klar das monotone insektenartige Surren eines Schwirls, aber er klang anders als die Schwirle, die ich von anderen Inseln kannte. Ich wusste sofort, das muss eine neue Vogelart sein, aber ich wusste auch, dass ich wegen des Regensturms runter ins Dorf musste statt den Vogel zu suchen, der sich im dichten Geäst versteckt hielt.

Wie ging es weiter, wie erlebten Sie den Moment, in dem Sie einen Vogel sahen, den zuvor nie ein Wissenschaftler zu Gesicht bekommen hatte?

Nach ein paar Tagen hörte der Regen auf und ich konnte wieder los. Es hat mich dann zwei weitere Aufstiege gekostet, bis ich den Vogel endlich einmal gesehen habe. Zuerst sind wir den falschen Berg hinaufgestiegen. Der war total abgebrannt durch ein Feuer ein paar Jahre zuvor. Die hatten dort gewütet, ähnlich wie in Australien jetzt. Das waren die größten Feuer seit Menschengedenken dort und wahrscheinlich die Folge einer Dürre durch den Klimawandel. Auf einer dritten Expedition sind wir dann wieder zum ersten Berg zurück und ihn hochgestiegen. Ich blieb dort zwei oder drei Tage und dann hab ich den Vogel endlich gesehen: Es war wirklich ein Schwirl, das war so eine riesige Erleichterung, ich hatte mich nicht getäuscht. Er war dunkler als die anderen Schwirle, das sprang mir sofort ins Auge.

Die Geschichte dieser Entdeckung findet sich jetzt sogar im wissenschaftlichen Namen der Art.

Wir haben ihn Locustella (Gattungsname für Schwirle, Red.) portenta genannt, vom lateinischen portendere abgeleitet, was soviel heißt wie: der Erwartete oder der Vorhergesagte.

Foto eines Taliabuschwirls, an einen Zaunkönig erinnernd.
Der Taliabuschwirl wurde von Frank Rheindt entdeckt.

War ihre Expedition eigentlich auf die Entdeckung neuer Arten angelegt oder eher als allgemeine Bestandsaufnahme der Vogelwelt?

Irgendwie beides, aber nach dieser Einzelexpedition 2009 folgte dann 2013 die explizit auf das Sammeln der neu entdeckten Taxa ausgelegte Expedition zusammen mit Kollegen. Aber 2009 war es tatsächlich ein Birdwatching-Trip.

„In sieben oder acht Jahre sind uns hier schon Arten weggestorben, von denen das niemand für möglich gehalten hätte“

Um herauszufinden, ob man wirklich eine neue Art oder Unterart entdeckt hat, muss man einen Vogel eingehend beschreiben und Material für Genanalysen sichern.

Das war das Ziel der Expedition 2013. Wir hatten da schon sehr lange mit den indonesischen Behörden verhandelt und zusammengearbeitet und wir hatten indonesische Mitarbeiter der Regierungsbehörde an Bord, die uns begleitet haben. Die Vögel haben wir wie bei der klassischen Beringung dann mit Netzen gefangen.

Insgesamt haben sie fünf neue Arten und fünf Unterarten beschrieben. Angesichts ihres sehr kleinen Verbreitungsgebietes als endemische Arten zählen sie zu den seltensten Vögeln der Erde. Wie geht es diesen Vogelarten, sind sie in ihrer Existenz gesichert?

Neun der zehn Taxa sind Bergbewohner. Und die sind alle durch die Rodungen bis in Höhen von 1000 Meter gefährdet. Der Taliabuschwirl, über den wir gerade sprachen, etwa: Der Berg, auf dem er lebt ist 1400 Meter hoch. Bis auf 1000 Meter ist das Habitat durch Abholzung soweit zerstört, dass es für ihn nicht mehr nutzbar ist. Bleiben noch gerade mal 400 Höhenmeter, auf denen er überleben kann. Einige dieser Gebiete sind schon abgebrannt. Man kann sagen, die Situation sieht für manche der Arten sehr düster aus.

Eine Kombination aus Klimawandel-Effekten und Habitatzerstörung. Das klingt vertraut als das bekannte „Rezept“ für den Artenschwund auch in Europa.

Das ist jetzt überall auf der Welt das gleiche Problem. Und ich glaube, wir werden eine große Aussterbewelle erleben. Hier in Asien ist sie voll im Gang. Ich bin jetzt sieben oder acht Jahre hier in Singapur und in dieser Zeit sind uns schon Arten vor den Augen weggestorben, von denen das vor zehn Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Aber das höre ich ja auch aus Deutschland. Dass dort, wo ich aufgewachsen bin, jetzt die Feldlerchen ziemlich selten geworden sind. Das deprimiert mich sehr.

Foto eines Sulawesiblauschnäppers
Sulawesiblauschnäpper - Auch diese Art wurde von Rheindt und seinen Kollegen neu beschrieben.

Ich nehme an, dass die lange Zeit zwischen den Expeditionen und der jetzt, Ende Januar 2020, erfolgten Publikation der Entdeckung in Science der Bewertung der Funde und dem Prozess der Anerkennung als eigenständige Arten beziehungsweise Unterarten geschuldet ist?

So ist es. Was ist eine Art ist, oder was eine Art ausmacht, ist eigentlich etwas ganz Intuitives, etwas, das selbst ein kleines Kind begreifen kann. Aber das in Worte zu fassen ist sehr schwierig und hat große Gehirne in der Biologie über Jahrzehnte beschäftigt. Wir folgen im wesentlchen dem biologische Artkonzept. Im Kern sagt es: Wenn es zwei Populationen gibt, die die Gelegenheit dazu haben sich miteinander zur reproduzieren, aber sie tun das nicht, dann sind es zwei Arten. Auch die Einbeziehung bioakustischer Analysen war sehr wichtig. Und natürlich die Genomik, ich spreche bewusst nicht von Genetik. Wir haben die modernsten Methoden angewandt, die zur Verfügung stehen, das geht weit über das hinaus, was in den letzten Jahrzehnten Standard war.

„Sie liebt den Regen“, haben wir die Drossel

genannt, die auf Taliabu auf einmal mitten im Regen

auf einem abgesägten Stamm saß und für mich posierte„

Wie geht es jetzt weiter mit Blick auf den Schutz der neu entdeckten Arten?

Die indonesischen Behörden waren ja an unserer Arbeit beteiligt und nun liegt es natürlich an der dortigen Regierung, Maßnahmen zu ergreifen. Einmischung von außen ist da nicht hilfreich. Ich hoffe natürlich, dass einige der Gebiete nun unter Schutz gestellt werden und das nicht nur auf dem Papier, sondern real. Als Ausländer kann ich aber sehr wenig tun, der erhobene Zeigefinger aus dem Westen ist kein kluger Ansatz.

Sie selbst haben ja auch eine Grundlage dafür gelegt, dass die neuen Arten mit Wohlwollen betrachtet werden. Sie haben einige Arten nach indonesischen Politikern benannt.…

Mit solchen Maßnahmen erreicht man viel für die Vögel. Das haben wir vor zwei Jahren gemerkt, als wir eine neue Honigfresser-Art auf einer anderen Insel entdeckt hatten und sie nach dem Vornamen der Ehefrau des heutigen indonesischen Präsidenten, Irina, benannten. Das stand in allen indonesischen Zeitungen. Das kann man traurig finden, denn natürlich sollten die Leute sich um den Vogel seiner selbst wegen kümmern. Aber es ist nun mal nicht so. Es sind immer auch Nationalstolz, Lokalpatriotismus und andere Gefühle dabei, das ist überall so, nicht nur in Indonesien. Deshalb war es uns auch wichtig, dieses Mal nicht nur zwei Arten nach indonesischen Würdenträgern zu benennen, sondern auch nach den Dörfern, bei denen wir sie entdeckt haben oder nach indonesischen Redewendungen. “Suka hujan„ zum Beispiel, indonesisch für “Sie liebt den Regen„, so haben wir die Drossel genannt, die auf Taliabu auf einmal mitten im Regen auf einem abgesägten Stamm saß und für mich posierte. Und eine andere Art haben wir nach den indonesischen Worten für “Liebliche Stimme„ benannt.

“Mir gefallen Laubsänger besser als Schwäne,

die schwierigen Arten reizen mich am meisten„

Führen Sie eine Liste mit der Zahl der Vogelarten, die sie schon gesehen haben und wieviele sind drauf?

Ich kenne die Zahlen jetzt nicht ganz genau aber ich habe einen groben Überblick und bin wahrscheinlich weit über 8000 Arten.

Eine enorme Zahl. Weltweit gibt es etwa 10.500 Arten und der Weltrekord für einen Nonstop-Birder über ein ganzes Jahr hinweg liegt bei etwa 6800 Arten.…

Na ja, ich habe ja schon auf allen Kontinenten gearbeitet. Aber ich jage jetzt nicht Vögeln hinterher, um möglichst viele auf der Liste zu haben. Mir geht es mehr darum, den Vogel zu erkennen, ihn zu verstehen, seine Stammesgeschichte und Biologie. Das ist mein Lebensziel.

Haben Sie eine Lieblingsvogelart?

Nicht wirklich. Aber mir gefallen die Laubsänger besser als die Schwäne. Diese “little brown jobs", also die schwierig zu bestimmenden Arten, das gefällt mir sehr. Und natürlich auch die neu entdeckten Arten. Ich muss sagen, da liegt mir der Taliabuschwirl am meisten am Herzen. Wenn ich ihn nicht gerade noch rechtzeitig im Regen gehört hätte, wäre ich wahrscheinlich weitergereist und einige Arten wären unentdeckt geblieben.

Gehen Sie eigentlich manchmal einfach so mit dem Fernglas um den Hals raus, um Vögel zu beobachten?

Ja, das lass ich mir nicht nehmen. Ohne diesen Genuss wäre mir das Ganze nichts wert.

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