Das Renaturierungsgesetz tritt in Kraft: Warum das auch fürs Klima gut ist

Bundesumweltministerin Steffi Lemke spricht von einem „großen Fortschritt für die Sicherung unserer Lebensgrundlagen“. Denn die Renaturierung soll zugleich dabei helfen, CO₂ zu speichern, und die Natur widerstandsfähiger gegen die kommenden Wetterextreme zu machen

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Moorlandschaft mit Tümpel im Nebel

Zwischen zwei großen Äckern nördlich der Ortschaft Grambow wächst in Mecklenburg-Vorpommern seit vergangenem Herbst eine neue Hecke. Bei der Anpflanzung legte der Umwelt- und Agrarminister des Bundeslands selbst Hand an, steckte junge Stieleichen, Weißdorn- und Haselnusssträucher in den Boden. Obwohl es zu regnen begann, wollte der Politiker gar nicht mehr aufhören, so begeistert war er. Insgesamt 500 Meter soll die neue Hecke lang werden. Bezahlt wird sie von Spendern, die ein sogenanntes „ökologisches Wertpapier“ namens „Heckenscheck“ erworben haben. 6500 Kilometer teils uralter Hecken sind allein in Mecklenburg-Vorpommern zu DDR-Zeiten zerstört worden, um größere Agrarflächen zu schaffen. Nun soll das Leben zurückkommen.

Einige hundert Kilometer weiter südlich haben Naturschutzmanager in einem der früher größten Moorgebiete Mitteleuropas ein Stück Land wieder unter Wasser setzen lassen. Landwirte bauen in der weitgehend trockengelegten Region westlich von Ingolstadt auf dem fast schwarzen Moorboden vor allem Kartoffeln, Mais und etwas Getreide an. Das „Team Donaumoos“ probiert etwas Neues aus. Sauergräser und Schilf sollen auf dem wiedervernässten Moor wachsen und für neue Produkte zum Einsatz kommen – Verpackungsmaterial oder Beimischungen für Beton.

„Intakte Natur speichert CO₂ und ist selbst widerstandsfähiger gegen die Klimakrise“

Im italienischen Po-Delta sind es die Frauen einer Genossenschaft von Muschelzüchterinnen, die es in die Hand nehmen, verloren gegangene Natur zu ersetzen. Sie pflanzen in der Lagune von Caleri neue Seegraswiesen an, hauptsächlich mit dem sogenannten Tanggras. Die Triebe dafür bekommen sie aus einem bereits erfolgreichen Projekt in der Nähe von Venedig. Seegraswiesen bedeckten einst weite Teile der Lagunen an der Adria. Verschwunden sind sie vor allem durch chemische Verschmutzung des Wassers aus dem Po. Inzwischen sind die Bedingungen besser, das Seegras hat wieder eine Chance. Doch um anzuwachsen, braucht es menschliche Nachhilfe. „Es tut wirklich gut, diesen Heilungsprozess anzustoßen“, sagt eine der Muschelzüchterinnen über das von der Universität von Ferrara koordinierte Vorhaben namens „Life Transfer“.

Drei Projekte, ein Ziel: die Wiederbelebung der Natur. Am Sonntag tritt nun das neue EU-Gesetz in Kraft, das der sogenannten Renaturierung massiv Vorschub leisten soll.