Trauern wir bald um den Trauerspinner? Der geheimnisvolle Nachtfalter ist auf dem Rückzug

Der Trauerspinner macht sich rar. Dabei gibt er uns noch viele Rätsel auf. Warum haben die Weibchen beispielsweise ihre Flügel verloren?

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Ein blau schimmernder schwarzer Falter sitzt an einem grünen Grashalm.

Es ist wahrlich kein Schmetterlingswetter an diesem Montagnachmittag in Niederösterreich: Dicke Wolken verhängen die Sonne, für Mitte April ist es ungewöhnlich kühl, bis vor wenigen Minuten nieselte es noch. Dennoch taucht zwischen den nassen Halmen ein schwarzer Falter auf, fliegt kurz auf, bevor er wieder im Wiesengrün verschwindet. Es ist ein Trauerspinner.

Komplett schwarz ist das Männchen von Penthophera morio nur auf den ersten Blick. Beim genauen Hinschauen durchziehen am Hinterleib vier beige-gelbe Streifen den dunklen Pelz. Die Farbe findet sich an den Endgliedern der Beine ebenso wieder wie im flauschigen Saum, der die Flügel umrandet. Die wiederum schimmern türkis bis blau, je nachdem, in welchem Winkel das Licht auf sie fällt.

Ein schwarzer Falter mit hellen Punkten am Hinterleib klammert sich an einen Grashalm.
Manchmal sind die vier beige-gelben Streifen am Unterleib unterbrochen, sodass sie wie acht einzelne Flecken wirken.
Ein schwarzer Falter sitzt auf einem waagerecht gebogenen Grashalm
Mit seinen riesigen Fühlern „riecht“ das Trauerspinner-Männchen die Lockstoffe, die das Weibchen absondert.
Ein schwarzer Falter klammert sich an einen Grashalm. Die Flügel schimmern bläulich.
Erhascht man nur einen flüchtigen Blick auf den Trauerspinner, so wirkt er unspektakulär schwarz. Erst beim genauen Hinschauen offenbaren sich das bezaubernde Farbenspiel und die Details.
Ein blau schimmender Falter mit braunen Härchen sitzt an einem grünen Pflanzenhalm. Unter dem Falter  wölbt sich ein weißlicher Kokon mit schwarzen Punkten.
Der Kokon mit Dutzenden Eiern ist größer als das Falterweibchen selbst. Dieses Tier hat – für ein Trauerspinner-Weibchen – verhältnismäßig große Flügel, die sogar den Hinterleib bedecken. Anderen Exemplaren dieser fehlen die Flügel oder sie sind zu kleinen Stummeln verkümmert.
Ein blau schimmernder schwarzer Falter sitzt an einem grünen Grashalm.
Mit etwa drei Zentimetern Flügelspannweite ist der Trauerspinner eher kleiner Falter.
Ein schwarzer Falter hängt an Grasrispen.
Am Ende seines Lebens sieht ein Trauerspinner-Männchen arg zerrupft aus. Fachleute sprechen von „abgeflogen“: Flügel und Fühler sind beschädigt, der Pelz wirkt abgewetzt und ein Großteil der Flügelschuppen fehlen.
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