Überlebenstraining für Störe
Bessere Aussichten bei Wiedereinbürgerung
In norddeutschen Flüssen sollen ehemals heimische Störarten wieder eingebürgert werden. Sie sind schon so lange ausgestorben, dass man kaum noch weiß, wie sie am besten in der freien Natur überleben können. Jetzt zeigte sich: Training vor der Freilassung kann die Überlebenschancen verbessern.
Jörn Geßner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin (IGB) arbeitet seit 1994 daran, Störe in die Zuflüsse von Nord- und Ostsee zurückzubringen. Inzwischen werden in der Aquarienhalle des Instituts am Müggelsee Europäische Störe gehalten. Es sind Elterntiere für die Zucht von Nachwuchs. Außerdem leben in Berlin Ostseestöre. Elterntiere für die Zucht dieser Art werden an anderen Orten gehalten.
In Becken in der Größe von Doppelgaragen leben die Störe in Berlin unter kontrollierten Bedingungen. „Diese sogenannte Ex-Situ-Haltung ist im Prinzip der letzte Rettungsanker, um die Arten komplett vor dem Verschwinden zu schützen“, erläutert der Zoologe. In den Becken sollen die Tiere möglichst stressfrei leben und gut wachsen, damit sie für eine Vermehrung genutzt werden können. Der Nachwuchs soll dann in Flüsse im Einzugsgebiet von Oder und Elbe entlassen werden, damit sich dort stabile Populationen entwickeln können.
„Mittlerweile geht es uns vornehmlich darum, dass wir natürlich sehen müssen, dass Tiere, die wir unter kontrollierten Bedingungen aufziehen, nicht unbedingt dieselben Verhaltensweisen mitbringen wie die Tiere, die in freier Wildbahn groß werden. (Dr. Jörn Geßner, IGB)“
Das ist eine Komplikation, die bei der Auswilderung von Nachwuchs bedrohter Fischarten oft auftritt. Die jungen Fische aus der künstlichen Haltung wissen erst einmal nicht, wie man sich als Fisch in einem richtigen Fluss überhaupt zu verhalten hat. Das führt zu großen Verlusten. Bei Studien an verschiedenen Fischarten zeigte sich, dass bei solchen Auswilderungsaktionen nur ein bis drei Prozent der freigelassenen Jungfische ihre ersten Monate überleben. Viele werden gefressen. Auch Hunger gilt als häufige Todesursache. Fische aus Aufzuchtprogrammen, die später wieder eingefangen werden, haben oft einen leeren Magen.
Jörn Geßner hat zusammen mit seinen Institutskollegïnnen Maria Cámara-Ruiz, Carlos Espirito Santo und Sven Würz untersucht, ob Auswilderungskandidaten bei der Futtersuche besser klarkommen, wenn sie ein Training absolvieren. Zwei Gruppen von jungen Stören wurden in Becken mit strömendem Wasser gesetzt. Eine Gruppe bekam Futter wie gehabt: Die Forschenden legten es ihnen direkt auf den nackten Boden, sozusagen frei Fischmaul. Das Futter für die andere Gruppe jedoch war in handgroßen Sandflecken versteckt. Nach zwei Wochen zogen beide Gruppen in Becken um, wo es nur noch verstecktes Futter gab. Die Fische mit dem Futter in Sandflecken hatten beim Training gut gelernt.
„Da sind echt erstaunliche Ergebnisse herausgekommen“, sagt Jörn Geßner. „Zwei Wochen Training reichen vollends aus, um die Reaktionsdauer oder die Reaktion der Tiere, wenn sie in ein Becken gesetzt werden, wo Futter versteckt ist, gegenüber naiven Tieren um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Das heißt, da ist erhebliches Verbesserungspotential drin.“ Die Störe ohne Training sind nicht verhungert: Sie haben allerdings deutlich länger gebraucht, bis sie ihr Futter fanden.
Die Berliner Forschenden untersuchen seit zwei Jahren, wie sie junge Störe besser auf die Wildnis vorbereiten können.
So kann etwa in einem Fluss die Wassertemperatur innerhalb eines Tages um fünf Grad schwanken. Das mögen junge Störe aus einer künstlichen Aufzuchtanlage nicht. „Wenn die aus einer kuscheligen Umwelt kommen, wo sie bei mehr oder minder konstanten Temperaturen und konstantem Futterangebot aufgezogen werden, ist das eine Variante, die die Tiere offensichtlich massiv unter Stress setzt”, sagt der Störforscher. Auch das ließ sich mit einem zweiwöchigen Training deutlich bessern.
Wie Störe werden auch Lachse für Wiederansiedlungsprogramme in künstlichen Anlagen gehalten. Auf beiden Arten ruhen Hoffnungen für große Artenschutzprogramme. Klar, dass diese Tiere möglichst sicher, gut versorgt und gesund leben sollen. Aber das künstliche Leben ist eintönig. Und das hat einen hohen Preis, wie Forschungsergebnisse bei Lachsen aus Norwegen zeigten: Die Gehirne von Tieren aus künstlicher Nachzucht in monotoner Umgebung waren im Schnitt um knapp ein Drittel kleiner als die von Wildlachsen.
Bei den Stören war das Überlebenstraining förderlich für die Entwicklung des Gehirns.
Das Berliner Biologenteam hat bei einem Teil der Tiere im Anschluss an die Trainingsprogramme nach Veränderungen im Gehirn gesucht – genauer gesagt, nach einem bestimmten neuronalen Marker. Das ist ein molekularbiologisches Signal, an dem die Forschenden erkennen, dass sich im Gehirn neue Nervenverbindungen bilden. Genau das muss bei den Tieren, die das Training absolviert hatten, passiert sein. Denn bei ihnen fanden die Forschenden deutlich mehr Marker für neue Verschaltungen im Gehirn als bei den Untrainierten.
Überlebenstraining für die Störe findet nicht nur unter Laborbedingungen statt.
Die Störforscher haben auch einen Container entwickelt, in dem die Tiere während der Aufzucht mit Flusswasser, also mit allen Einflussfaktoren, die das Flusswasser bereitstellt, konfrontiert werden. Sie bekommen dadurch zum Beispiel den Geruch von Raubfischen mit, die ihnen gefährlich werden können, und werden mit Parasiten konfrontiert, die natürlicherweise im Fluss vorkommen. Den Container stellen die Forschenden ganz in der Nähe der Oder auf. Die Jungfische, die darin vor der Freilassung leben, sollen lernen, sich an natürliche Gegebenheiten im Fluss anzupassen. Es geht auch darum, dass sie lernen, wie ihr Flussabschnitt riecht, damit sie ihn später zum Laichen wiederfinden. „Ich bin ich ganz gespannt, was da jetzt rauskommt, “ sagt Jörn Geßner.
„Das wird die nächsten drei Jahre ein Hauptfokus unserer Arbeit sein, die Anpassung dieser Aufzuchtmethoden sukzessive so weit zu treiben, dass wir möglichst fitte Tiere in die Umwelt entlassen können.“ (Jörn Geßner)
Störe kamen in norddeutschen Flüssen bis ins 19. Jahrhundert häufig vor; sie gehörten zu den Gewässern wie das Wildschwein zum Wald. In der Elbe fingen Fischer bis zu 10000 Exemplare pro Jahr. In Hamburg gab es für die archaischen Fische, deren Äußeres mit Knochenplatten bedeckt ist, eine eigene Auktionshalle. Doch mit der Industrialisierung nahm die Verschmutzung der Gewässer zu, beim Ausbau der Flüsse für die Schifffahrt verloren die Fische ihre Lebensräume. Vor mehr als 100 Jahren sind Störe aus fast allen norddeutschen Flüssen verschwunden. Der letzte Stör wurde 1969 in der Eider gefangen, einem direkten Nordseezufluss im norddeutschen Bundesland Schleswig-Holstein.
1994 haben Jörn Geßner und zehn Kollegen die Gesellschaft zur Rettung des Störs gegründet. Deren Ziel war es zunächst, die letzten Tiere zu sammeln, um mit ihnen eine Zucht aufzubauen. „Das Ganze hat sich dann als extrem mühevolle Angelegenheit erwiesen“, erinnert sich der Zoologe. „Wir haben versucht, unter anderem in Spanien, in Italien, in Albanien, in Georgien, zu gucken, ob überhaupt nur Restbestände der Art europaweit vorkommen.“ Doch die einzige Population, die es noch gab, lebte in der Gironde in Frankreich. Von dort stammen die Tiere, mit denen am IGB in Berlin ein Bestand an Elterntieren aufgebaut wurde. Es war ein sehr langwieriges Vorhaben. Zwölf bis 16 Jahre dauert es, ehe Störe geschlechtsreif sind – was noch nicht heißt, dass sie sich auch sofort vermehren. Von den Berliner Elterntieren hatten sich die Forscher Nachwuchs versprochen, der neue Populationen an der Ostsee aufbauen sollte. Als Gewässer für die ersten Wiedereinbürgerungen hatten die Zoologen die Oder und Flüsse in deren Einzugsgebiet identifiziert. Dort gibt es noch viele naturnahe Abschnitte, die sich für Störe eignen.
Aber dann stellte sich überraschenderweise heraus, dass sich die Europäischen Störe in den Berliner Becken nicht für die Oder eigneten. Genetische Untersuchungen an Museumspräparaten brachten es ans Licht: Der Europäische Stör (Acipenser sturio) und der Ostseestör sind zwei verschiedene Arten. Im Ostseeraum hatten seit 3500 Jahren Ostseestöre als Nachfahren Atlantischer Störe (Acipenser oxyrinchus) gelebt. Diese sind zwar auch selten. Doch in einem Fluss im Süden Kanadas gibt es noch so große Populationen, dass die Störretter in Deutschland Jungtiere für die Freisetzung in der Oder bekommen konnten. Außerdem bauten sie mit kanadischen Tieren in Deutschland eine Gruppe von Elterntieren auf, die inzwischen Nachwuchs bekommen.
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