Faszination Vogelnest: Von gemütlichen Filzsäcken, Lehmbauten und gewagter Statik
Der Dresdner Ornithologe Martin Päckert und die Fotografin Karen Weinert zelebrieren in einem Bildband und einer Ausstellung die Vielfalt der Vogelnester
Die einen verbinden Weidensamen und Spinnweben zu einem dichten Filzsack, den man auch als Hausschuh tragen könnte, die anderen rollen Blätter so zusammen, so dass sie eine schützende Behausung bilden. Wieder andere Vögel bauen regelrechte Burgen aus Lehm. Und dann gibt es auch noch die architektonischen Minimalisten, die, wie viele Taubenarten, nur ein paar Ästchen zusammenflechten, auf denen sie ihre Eier ablegen, oder wie die Auerhenne nur kleine Mulden im Waldboden anlegen.
In wenigen Wochen geht das große Bauen auch in nördlichen Breiten Natur wieder los. Wenn der Frühling beginnt, sind die meisten Vogelarten in ihren Baukünsten gefragt und in der Fertigkeit, ihren Nachwuchs vor Fressfeinden, schlechtem Wetter und anderen Unbilden zu schützen.
Die Vielfalt der Vogelnester ist fast so groß wie die Vielfalt der Vogelwelt selbst – und sie zu zelebrieren ist das Ziel des Museumskurators Martin Päckert und der Fotografin Karen Weinert, die in einem Bildband und einer bis 26. März laufenden Fotoausstellung in Dresden Vogelnester aus aller Welt in Szene setzen.
Während wir Menschen den Schutz unserer vier Wände vor allem im Winter suchen und nötig haben, verbringen Vögel die unwirtliche Jahreszeit entweder in südlichen Winterquartieren oder höchstens in schützenden Umhausungen, die schon existieren, wie etwa die Gartenbaumläufer, wenn sie ihre „Schlafrosetten" formen. Eigene Winterquartiere bauen Vögel aber nicht, das Anlegen der Nester erfolgt als Teil des frühlingshaften Werbens ums Weibchen oder nach der Paarung. Größere Vogelarten nutzen ihre Nester mehrere Jahre hintereinander. Nester, so heißt es im Begleittext von Kurator Martin Päckert, sind deshalb „eigentlich viel eher Wiegen oder Kinderstuben als Wohnstuben."
Dresden ist der geeignete Ort dafür, Vogelnester zu inszenieren, weil die naturhistorischen Sammlungen der Stadt mit 1000 Objekten, die alle Wirren der Zeit überstanden haben, hier eine der weltweit größeren Sammlungen von Vogelnestern bewahren.
Seit 2009 gehören die Naturhistorischen Sammlungen Dresden zum Verbund des in Frankfurt am Main beheimateten Senckenberg-Museums, viele der Vogelnester sind aber schon seit dem 19. Jahrhundert in Dresden zuhause. Sie entstammen den Sammlungen jener Naturforschers des 19. Jahrhunderts, die halb mit dem Drang der wissenschaftlichen Welterkundung und halb getrieben von den Kolonialstrategien ihrer Heimatländer ferne Erdteile bereisten.
Lange Sammlertradition von Nestern
Im anspruchsvoll gestalteten Bildband lernen wir, dass den Grundstein für die Nestersammlung der Naturforscher Bernhard Meyer gelegt hat, der in den 1870er Jahren zuerst das heutige Papua-Neuguinea erforscht hatte und sich als frisch ernannter Direktor des „Königlichen Zoologischen und Anthropologisch-ethnographischen Museums Dresden“ auch auf die Sammlung von Wolf Curt von Schierbrand zurückgreifen konnte, der schon ab 1850 regelmäßig zoologische und ethnographische Objekte aus Java nach Dresden geschickt hatte.
Eine Einordnung dieser Forscherpersönlichkeiten in die heutige Debatte um die kolonialen Wurzeln von Museumsobjekten statt einer nur kurzen Erwähnung dieses Aspekts hätte dem Bildband gut getan und den Objekten eine weitere Dimension geben können. Der Fokus liegt ganz auf dem, was selbst passionierte Ornithologen erst auf den zweiten oder dritten Blick als wichtiges Element des Vogellebens ernst- und wahrnehmen. Den Blick ganz auf diese nicht immer ansehnlichen, aber in jeder Hinsicht faszinierenden Nester zu lenken ist der große Verdienst der meistervollen Fotografien von Karen Weinert.
Vorbilder für lebendige Architektur
Zurecht lobt in einem Beitrag über die Fotografien Agnes Matthias das zugleich streng dokumentarische und doch intellektuell anspruchsvolle Vorgehen der Fotografin, die den ästhetischen Reiz zu vermitteln mag, der von den Nestern selbst ausgeht. „Hervorgegangen ist daraus eine Art Typologie des Nestbaus, die eine ungeheure Vielfalt an Formen und Techniken vor Augen führt", schreibt Matthias, und spricht von „fantastischsten Architekturen" beim Anblick der „filigran gewebten Bauten aus Gras, kompakten, aus Lehm zusammengekitteten Kugeln oder in Blätter quasi eingenähten Flechtwerken aus Pflanzenfasern".
So schlicht viele der Bilder gestaltet sind, sie vermögen doch zum Staunen anzuregen. Dass Vögel die Fertigkeiten, aus wenig Material Bauten zu schaffen, die sicher, stabil und haltbar genug sind, ihren Nachwuchs in den ersten Wochen zu beheimaten und zu schützen, ohne dafür ein Architekturstudium zu absolvieren, scheint nach dem genaueren Hinsehen erstaunlich.
Und umgekehrt keimt beim Lesen der Gedanke, dass Architekten von heute sich etwas von den Künsten der Tiere abschauen könnten, die für ihre Bauten nicht riesige Mengen Material um die Welt bewegen und für Beton, Glas und Metalle riesige Mengen Treibhausgase freisetzen, sondern sich aus Vorhandenem bedienen und Gebilde schaffen, die sich vollständig wiederverwerten lassen oder von selbst abbauen – ein Ziel, das im Städtebau immer größere Bedeutung gewinnt.
Auch ästhetisch kann man den Nestern viel abgewinnen. Während der Städtebau etwa in Berlin hauptsächlich darin besteht, monotone, strikter Geometrie folgende Bürobauten hochzuziehen, führen die Vogelnester das Potenzial einer organischen Architektur vor, wie sie in den Bauten von Scharoun und Baller nur vereinzelt im Stadtbild zu sehen ist. Es wäre wünschenswert, dass dieser Band in Architektenkreisen Anerkennung findet und neues, lebendigeres Bauen inspiriert.
Mahnmale des Aussterbens von Arten
Beutelmeisen mit ihren Filzsäcken, Webervögel mit ihren Korbstrukturen, Feuertauben mit ihren verkräuselten Minimalbauten und Rohrsänger mit ihren Statik-Großleistungen – sie alle finden im Bildband eine Anerkennung. Doch auch die Bedrohung findet ihren Platz.
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