Vom Gänsegeier bis zum Italiensperling – die besten Orte zur Vogelbeobachtung in der Schweiz

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter: Markus Hofmann
3 Minuten
Ein Gänsegeier im Flug.

Die Schweiz ist ein kleines Land. Und doch brüten hier 210 Vogelarten. Zählt man noch die Vögel dazu, die das Land auf ihrem Zug regelmässig durchqueren oder sich auch mal hierher verirren, verdoppelt sich die Zahl: Fast 420 Arten wurden bisher in der Eidgenossenschaft nachgewiesen. Für Vogelbeobachterinnen und -beobachter ist die Schweiz daher ein lohnendes Ziel. Dies vor allem auch wegen der Bergvögel wie dem Mauerläufer, der Alpenbraunelle oder dem Zitronengirlitz.

Die Kleinheit des Landes bietet zudem den Vorteil, dass die Hotspots der Vogelbeobachtung in vernünftiger Zeit erreichbar sind; auf ein Auto kann man getrost verzichten, denn der öffentliche Verkehr führt selbst in abgelegene Orte. Von Zürich aus lässt sich fast das ganze Land in einem Tag bereisen – inklusive Rückreise.

ein Buch mit einem Vogel darauf [AI]
Ein Muss für alle Birder in der Schweiz: der Vogelbeobachtungs-Führer.

Darüber, wo es sich besonders lohnt, nach Vögeln Ausschau zu halten, gibt seit über 20 Jahren das Buch „Vögel beobachten in der Schweiz“ Auskunft. Nun ist es in der vierten Auflage erschienen. Seit der letzten Auflage sind etliche Jahre vergangen, in denen sich einiges getan hat in der Schweizer Vogelwelt. Die vier Autoren hatten daher allen Grund, neue Gebiete hinzuzufügen.

Drei Geierarten auf einen Schlag

Dazu gehört etwa eine Bergregion an der Grenze der Kantone Bern und Fribourg. Dort tauchen nämlich seit ein paar Jahren im Sommer Gänsegeier auf. Die positiven Bestandsentwicklungen in Frankreich führen dazu, dass sich die französischen Geier in der angrenzenden Schweiz auf die Suche nach Kadavern machen. Ein ähnliches Phänomen ist auch in Deutschland zu beobachten.

In den Alpen, wo Tausende von Schafen gesömmert werden, scheinen die Aasfresser einen reich gedeckten Tisch vorzufinden. Mit etwas Glück fliegen einem bei einer Bergwanderung in dieser Region gleich noch zwei weitere Geierarten vor das Fernglas: der Bartgeier, der seit einigen Jahren in der Schweiz erfolgreich angesiedelt wird, sowie der Mönchsgeier, der ebenfalls manchmal aus Frankreich einfliegt.

Birding per Strassenbahn

Doch es ist nicht nötig, eine anstrengende Wanderung zu unternehmen, um spektakuläre Beobachtungen zu machen. Es genügt, sich in Zürich in die Strassenbahn sowie den Trolleybus zu setzen und an den nördlichen Stadtrand zu einem Naherholungsgebiet zu fahren. Rund um die kleinen „Chatzenseen“ (Katzenseen) konnten Vogelkundler bisher über 200 Vogelarten notieren.

Im Winter üben Rohrdommeln eine magnetische Wirkung auf Birder aus, im Frühling dann junge Waldohreulen. In den Zugzeiten machen neben vielen anderen Arten auch Rotkehlpieper eine Zwischenlandung. Und immer wieder ist mit Überraschungen zu rechnen wie etwa dem Mariskensänger.

Insgesamt 58 Gebiete stellen die vier Autoren – alle erfahrene Birder – in ihrem Buch vor und decken damit die ganze Schweiz ab: vom Bodensee, auf dem Seetaucher überwintern, über den Neuenburgersee, wo es vor lauter Limikolen manchmal zu und her geht wie an einer Meeresküste, bis in die Südschweiz, wo man sich wegen des Italiensperlings oder des Orpheusspötters am Mittelmeer wähnt.

Trotz der Fülle an Informationen, Fotografien und Karten ist das Buch handlich und nimmt im Rucksack nicht zu viel Platz weg. Für eine Vogelreise in die Schweiz ist es schlicht unentbehrlich.

Manuel Schweizer, Paul Walser Schwyzer, Mathias Ritschard, Marco Sacchi: Vögel beobachten in der Schweiz. Ott Verlag, Bern. 4. Auflage 2020, 372 Seiten. CHF 38, € 32.

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