Schutz der Hohen See: Warum das neue UN-Abkommen für die Zukunft des Ozeans so wichtig ist

Erstmals gibt es Internationalparks, und wer mit dem Erbgut der Meeresbewohner Profite macht, muss diese künftig teilen. Auf 54 Seiten schafft die Staatengemeinschaften einheitliche Regeln für 60 Prozent der Ozeanfläche – wir stellen sie kompakt und verständlich vor

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Eine Meeresschildkröte vor einem Fischschwarm.

Die Hochsee gilt vielen Menschen als weit weg und unwichtig für ihr Leben. Wellenberge, Wassermassen und unheimliche Tiefen – was sollte das mit unserem Alltag an Land zu tun haben? Viel. Denn der Ozean reguliert das Weltklima, birgt Nahrung, setzt einen großen Teil des Sauerstoffs frei, den wir alle atmen und enthält genetische Informationen, aus denen neue Medikamente entstehen. Ein neues UN-Abkommen, das mehr als 160 Staaten nun beschlossen haben, unterstreicht deshalb die Bedeutung der Hochsee für uns Menschen – und setzt erstmals weltweit gültige Regeln für die Nutzung ihrer Natur und Biodiversität.

Die Hochsee erstreckt sich über 60 Prozent des weltumspannenden Ozeans und 40 Prozent der Erdoberfläche. Weil Leben an Land hauptsächlich in einer dünnen Schicht stattfindet, aber zwischen der Meeresoberfläche und dem Boden Kilometer liegen können, nimmt sie räumlich betrachtet den allergrößten Teil der Biosphäre, also der belebten Natur, ein.

Dennoch gab es für den Schutz der Lebewesen und Lebensräume der Hochsee und ihres Meeresbodens, der in der Sprache des Völkerrechts schnöde „Das Gebiet“ heißt, bisher keine Regeln. Diese Lücke war ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der die Gewässer ab einer Entfernung von 370 Kilometern von den Küsten, Inseln und Archipelen so etwas wie ein gesetzesfreier Raum waren, in dem jeder tun und lassen konnte, was er wollte.

Zahlreiche Gefahren für die Meeresumwelt

Doch im Lauf des 20. Jahrhunderts wuchs der Druck, Regeln zu setzen – auch, um Konflikten um Ressourcen entgegenzuwirken und zu verhindern, dass sich Staaten Teile der Hohen See unter den Nagel reißen. Solche Regeln wurden zum Beispiel für die Nutzung des Meeresbodens geschaffen – neuerliche Verhandlungen darüber beginnen in diesen Tagen bei der zuständigen UN-Behörde in Jamaika – und auch für die Fischerei.

Erst mit dem Hochsee-Abkommen vom Wochenende entstehen nun Regeln für die ganze Breite möglicher Nutzungen – und vor allem für den Schutz der so mächtig wirkenden, aber zugleich erstaunlich fragilen Meeresumwelt.

Was steht in dem neuen Abkommen, was sind die wichtigsten Neuerungen, was die Knackpunkte?

Weltkarte mit den Flächen der Hohen See und Hotspots der Biodiversität.
Das Hohe-See-Abkommen schafft die Grundlagen für internationale Meeresschutzgebiete.
Peitschende Wellen vor einer weiten Meeresfläche.
Die Hohe See erstreckt sich auf 60 Prozent des Ozeans.
Blick in einen Konferenzsaal mit mehreren hundert Menschen vom Podium aus gesehen.
Das Plenum der Meeresschutz-Konferenz in New York.
Ein natürlicher Schornstein tief im Meer, aus dem etwas Schwarzes strömt.
Der schwarze Raucher „Kandelabra“ in 3.300 Meter Wassertiefe im Logatchev Hydrothermalfeld am Mittelatlantischen Rücken.
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