Schutz vor Corona, Schutz vor Einsamkeit: Lasst junge Menschen im Freien lernen

Die Kanzlerin fordert Flexibilität, so könnte sie aussehen: Statt Schülerïnnen in enge Räume zu zwängen, sollte der Unterricht beweglicher werden. Ein Kommentar

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Eine junge Frau erfühlt die Rinde eines Baumes mit ihren Händen.

Seit bald einem Jahr besteht die deutsche Schulpolitik, deren Verantwortliche auf den merkwürdigen Namen Kultusminister hören, nicht so sehr im Infektionsschutz in der Schule (sonst wären zum Beispiel flächendeckend Luftfilter installiert), sondern hauptsächlich darin, die räumliche Anordnung der Kinder, Jugendlichen und ihrer Lehrenden zueinander zu verwalten. Die jungen Menschen sollen wahlweise zuhause bleiben – was aus vielen guten Gründen und mit wachsender Dauer der Pandemie für ihre Entwicklung als Problem gilt – oder aber im Klassenzimmer zusammensitzen und damit riskieren, sich und ihre Familien anzustecken. Daraus ist eine ungute Lage entstanden, in der sich in Hashtags gesprochen #SchulenundKitasZu und #SchulenundKitasAuf gegenüberstehen.

Schulschließungen sind für die Kultusministerïnnen nicht nur wegen der realen Probleme schwierig, dass junge Menschen nicht täglich mit ihren Freundïnnen zusammenkommen und es kein Korrektiv für schlimme Zustände in manchen Familien gibt. Das Zuhausebleiben macht vor allem die eklatanten Versäumnisse spürbar, die diese Ministerïnnen und ihre Amtsvorgängerïnnen bei der Digitalisierung der Schulen verschuldet haben.

An den Schultoren beginnt während der Unterrichtszeiten eine riesige Tabuzone namens Realität, in die höchstens Exkursionen gestattet sind.

Seit dreißig Jahren gibt es das Internet und E-Mails, seit 1999 kommt WLAN breiter zum Einsatz und seit mindestens fünf Jahren wird über den „Digitalpakt“ und die Modernisierung der Schulen geredet – aber deutsche Schulen sind im internationalen Vergleich der Industrienationen abgehängt. Nichts gegen Moldawien, aber dass Deutschlands Schulen im Digitalisierungs-Ranking hinter dem Land liegt, lässt tief blicken.

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