Long Covid: Der blinde Fleck der deutschen Corona-Strategie

Bund und Länder ringen darum, ob im Herbst und Winter wieder strikte Regeln zum Infektionsschutz gelten. Die Gefahr von Langzeitschäden durch Covid-19 spricht dafür – eine Analyse

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Reha-Therapie, der Trainer zeigt einer Gruppe mittelalter Menschen Bewegungsabläufe mit einem Gymnastikreifen

In diesen Tagen beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Coronakrise für den nahenden Herbst und Winter. Damit sind sie deutlich früher dran als im vergangenen Jahr. Damals wurde nach der Sommerpause überhaupt erst realisiert, dass die Corona-Pandemie alles andere als vorbei ist und es einer Strategie für die dunklen und ansteckungsreichen Jahreszeiten bedarf.

Zugleich ist aber auch das Corona-Virus früher damit dran, nach einer Phase niedriger Inzidenz wieder härter zuzuschlagen: Die 7-Tage-Inzidenz liegt – Stand 7. August – wieder bei 22 Fällen pro Hunderttausend Einwohnern. Das ist nicht nur deutlich höher als noch vor wenigen Wochen, sondern auch doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr, wo es zu diesem Zeitpunkt rund 10 Fälle waren.

Das Robert-Koch-Institut warnt, dass es schon jetzt wieder unmöglich geworden ist, alle Infektionsketten nachzuverfolgen. Der in letzter Zeit wenige beachtete R-Wert, der die Ausbreitungsdynamik wiedergibt, liegt – Stand 6.8. – bei 1,18. Das deutet auf eine stark steigende Zahl von Infektionen hin.

Doch viele Verantwortliche bauen derzeit darauf, dass es im Vergleich zum vergangenen Jahr einen entscheidenden und rettenden Unterschied gibt: In Rekordzeit ist es gelungen, Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 zu entwickeln, massenhaft zu produzieren und einzusetzen. Stand 5. August 2021 waren 62,2 Prozent der Bürger mindestens einmal geimpft. 54,1 Prozent verfügten über den sogenannten “vollen Impfschutz”, für den es bei allen Mitteln außer einem einer zweiten Dosis bedarf.

Forderungen nach einer Privatisierung der Pandemie

Der Schutzeffekt der Impfung ist riesig: Laut Analysen des Robert-Koch-Instituts konnten durch die Impfkampagne in Deutschland bisher 706.000 Infektionen, 76.600 schwere Verläufe und 38.300 Todesfälle verhindert werden.

Ist Deutschland also auf dem sicheren Weg, die Pandemie hinter sich zu lassen?

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird neben Jens Spahn von Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch Instituts (RKI), vor dem Eingang des RKI begrüsst.
Spannungsfeld von Politik und Wissenschaft: RKI-Chef Lothar Wieler (links) beim Besuch von Bundeskanzlerin Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn am 13. Juli 2021 in Berlin.
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