Corona: Wir werden lange trauern müssen

Die Dokuserie „Charité Intensiv: Station 43“ zeigt anhand der Arbeit auf der Corona-Intensivstation in Berlin, wie viel Leid die Corona-Pandemie ausgelöst hat. Und wie lang es dauern wird, sie zu verarbeiten.

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Intensivmedizinerin Sarah Kamel in Schutzkleidung und mit Schutzmaske bei einem Patiententransport, sie hält dabei den Kopf eines Patienten.

RiffReporter arbeitet bei diesem Beitrag mit Übermedien zusammen, dem unabhängigen Magazin für Medienkritik.

Seit Tagen begleiten mich nun einzelne Szenen aus der Dokuserie „Charité Intensiv: Station 43“ von meinem Freund Carl Gierstorfer. Es sind Menschen, die ich nie getroffen habe, an die ich immer wieder denken muss:

Marco Wegner, der aus dem künstlichen Koma aufwacht und von der Maschine abgenommen wird, die über Wochen sein Blut mit Sauerstoff angereichert hat, während seine Lunge im Kampf gegen das SARS-CoV-2-Virus versagte, und der nun darum kämpft, seinen eigenen Namen wieder sagen zu können. „Marco, Marco, Marco“, flüstert er heiser vor sich hin, und man sieht in seinen Augen die wilde Entschlossenheit, diesen ersten Schritt zurück ins Leben zu machen.

Evelyn Bell, die am Sterbebett ihres jungen Mannes steht, der in der dichterisch-düsteren Sprache der Intensivmediziner „verglüht“ ist, und die im Angesicht ihrer Kinder, die gerade den Vater verloren haben, die Größe aufbringt, erst einmal den Ärztinnen und Pflegerinnen für ihre unermüdliche Arbeit zu danken.

Es sind Menschen, die mit Würde gegen ein Schicksal kämpfen, das die Pandemie ihnen aufgezwungen hat. Sie haben auch mich gezwungen, mich manchen Dingen zu stellen.

Ärztïnnen und Pflegerïnnen in Schutzkleidung auf einer Intensivstation zwischen medizinischen Geräten und einem Patienten in blauem Laken.
Das Team der Station 43 auf in der Berliner Charité versorgt Covid-Patientïnnen. Viele aber schaffen es nicht. Am Ende steht das Team vor der Frage: Was bleibt? Was kommt?
Intensivmedizinerïnnen bei der Arbeit – in Schutzkleidung in einem Krankenzimmer mit vielen medizinischen Geräten.
Auf dem Höhepunkt der zweiten Pandemiewelle stößt das Team der Intensiv-Station 43 täglich an die Grenzen dessen, was der Mensch vermag: Bewährte Therapien versagen und stabil geglaubte Covid-Patienten verschlechtern sich plötzlich. Tod und Sterben sind allgegenwärtig.
Ein Rettungshubschrauber landet bei Nacht vor der Charité in Berlin.
Mit einem Rettungshubschrauber kommt ein Patient auf die Station 43 der Charité, wo sich ein Team von Intensivmedizinerïnnen um Corona-Erkrankte kümmert. Die Doku-Serie "Charité Intensiv: Station 43" zeigt eindringlich die Schicksale aller Beteiligten.
Felix Bangert ist Intensivmediziner auf der Station 43 der Charité. Hier schaut er mit Schutzmaske in die Kamera, neben ihm liegt, kaum erkennbar, ein Patient an Schläuchen.
Felix Bangert ist Intensivmediziner auf der Station 43 der Charité. Er kämpft mit seinen Kollegïnnen um das Leben der Corona-Patientïnnen. Tod und Sterben sind dabei allgegenwärtig.
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