Hat das Denken ein Geschlecht?

„Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ – die Klischees über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind zahlreich, und viele beruhen auf der Vorstellung, dass sich die Gehirne von Mann und Frau grundsätzlich unterscheiden. Aber ist das wirklich so? Eine Spurensuche.

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Zeichnung von männlichem und weiblichem Gehirn

In meiner Kolumne „Stimmt's?“ bei der Zeitbeantworte ich seit über 25 Jahren Fragen meiner Leserinnen und Leser nach allen möglichen alltäglichen und wissenschaftlichen Fragen. Dabei versuche ich, den Stand der Wissenschaft möglichst akkurat abzubilden. Ich suche nach publizierten Studien, möglichst mehr als einer, und gebe dann auf etwa 40 bis 50 Zeilen mein Urteil ab. Die Texte können nicht sehr tief schürfen, aber sie sollten korrekt sein.

Im vergangenen Frühjahr habe ich mich der Frage eines Lesers gewidmet: Unterscheiden sich die Gehirne von Männern und Frauen? Ich fand mehrere Überblicksstudien aus den letzten Jahren, auf die ich mein Urteil gründete: Nein, es gibt keinen grundsätzlichen Unterschied in der Struktur der Denkorgane. Zwar wiegt das durchschnittliche Männerhirn mehr als das von Frauen, aber die Binnenunterschiede bei Männern und bei Frauen sind größer als die zwischen den Geschlechtern.

Natürlich begibt man sich auf vermintes Gelände, wenn man darüber nachdenkt, ob Geschlechterunterschiede angeboren oder anerzogen sind. Und so habe ich mich nicht gewundert, dass es Widerspruch gab, unter anderem von Gerhard Winneke, von dessen wissenschaftlicher Arbeit ich weiter unten noch erzählen werde. Und dann sah ich bei den Riffreportern einen Artikel von Peter Spork: Biologie der Geschlechter: Wie das „männliche“ Gehirn entsteht.Musste ich mein Urteil revidieren? Ich begann zu recherchieren.

Buchtitel von Gina Rippon und Lise Eliot
Buchtitel von Gina Rippon und Lise Eliot: Ist unser Geschlechterverhalten erlernt?
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