Interview: Exoplaneten und das frühe Universum im Visier des James Webb Space Telescope

Warum der ESA-Direktor für Wissenschaft Günther Hasinger an Schwarze Löcher als Dunkle Materie glaubt, was er sich an Erkenntnissen über Exoplaneten verspricht und welchen Anteil die ESA an dem neuen Infrarot-Teleskop im All hat, erzählt er im Interview

9 Minuten
In dieser ersten Aufnahme des James Webb Space Telescope sind zahlreiche Galaxien zu sehen. Die zentralen in der Bildmitte gehören eine Galaxiencluster an, der mit seiner Masse das Licht dahinter liegender Galaxien umlenkt und verzerrt. So erschienen um den zentralen Cluster herum gebogene Objekte, Galaxien aus dem frühesten Universums.

Herr Hasinger, bis das James Webb Space Telescope endlich startklar war, mussten sich die Wissenschaftler eine ganze Weile gedulden. Dann hat es vor einem halben Jahr einen Bilderbuchstart hingelegt und nun dürfen wir über die ersten Aufnahmen staunen: Welche davon finden Sie persönlich besonders faszinierend?

Mich beeindruckt das Spektrum des Exoplaneten am meisten!

Warum?

Weil das Auflösungsvermögen und die spektrale Abdeckung deutlich besser sind als alles, was wir bisher erreichen konnten. Damit kann man spektrale Fingerabdrücke der Moleküle in der Planetenatmosphäre eindeutig identifizieren.

Schon das Hubble Space Telescope hat uns über dreißig Jahre viele Highlights aus dem Weltraum beschert und brillante Fotos aus verschiedenen Ecken und Epochen des Kosmos geschickt: Warum ist nun ein so leistungsstarkes Teleskop im Infraroten wie das James Webb Space Telescope so wichtig in der heutigen Astronomie?

Das Foto zeigt ein Porträt von Günther Hasinger, dem ESA-Direktor für Wissenschaft
Günther Hasinger, ESA-Direktor für Wissenschaft
Die Abbildung zeigt das Spektrum eines Exoplaneten, die Linien von Wasser sind nicht scharf, sondern hügelartig verbreitert, was auf Wasser in Form von Dampf hindeutet.
Spektrum des Exoplaneten WASP 96b, einem heißen Jupiter, aufgenommen mit dem James Webb Space Telescope
In dieser ersten Aufnahme des James Webb Space Telescope sind zahlreiche Galaxien zu sehen. Die zentralen in der Bildmitte gehören eine Galaxiencluster an, der mit seiner Masse das Licht dahinter liegender Galaxien umlenkt und verzerrt. So erschienen um den zentralen Cluster herum gebogene Objekte, Galaxien aus dem frühesten Universums.
Diese erste tiefe Feldaufnahme des James Webb Space Telescope zeigt den Galaxiencluster SMACS 0723 in einer Zeit vor 4,6 Milliarden Jahren. Seine Masse wirkt als Gravitationslinse wie ein riesiges Teleskop und lenkt das Licht dahinter liegender, noch viel weiter entfernter Galaxien um, die hier rötlicher und verzerrt erscheinen.
Links und rechts ist ein planerarischer Nebel zu sehen, der einen Zentralstern umgibt. Beide Bilder sind bei unterschiedlichen Wellenlängen im Infraroten aufgenommen und zeigen dasselbe Objekt.
Der südliche Ringnebel (NGC 3132) besteht aus der Hülle eines Sterns, die dieser über die letzten tausende von Jahren abgestoßen hat. Das linke Bild ist im nahen Infraroten aufgenommen, das Bild rechts im mittleren Infraroten.
In dem Bild sind fünf dicht beieinander stehende Galaxien zu sehen. Das Infrarote ist farblich sichtbar gemacht.
Die berühmte Galaxienformation Stephan's Quintett in der Infrarotaufnahme des James Webb Space Telescope
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!