Wie Kaiserpinguine der eisigen Kälte in der Antarktis trotzen

Lust auf schräge Vögel? Dann sind Kaiserpinguine genau das Richtige. Bei ihnen konkurrieren die weiblichen Tiere um die männlichen und die Nachkommen werden überwiegend von den Vätern großgezogen. Diese übernehmen das Brutgeschäft mitten im antarktischen Winter und schließen sich zu Kuschelgruppen zusammen.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
6 Minuten
Emperor Penguins with chick fight for adopting

Während in unseren Breiten der nördlichen Erdhalbkugel der Frühling langsam Einzug hält, beginnen in der Antarktis die Vorbereitungen für ein ganz besonderes Spektakel. Ende März, kurz bevor das Wasser zwischen den Eisbergen und
Packeisschollen für Monate zufriert, schießen Kaiserpinguine raketenartig aus dem Meer. Sie sind die größten und schönsten der Pinguine: mit schneeweißem Bauch, tiefschwarzem Rücken und leuchtend gelb-orange-farbigen Wangenflecken.

Im Sekundentakt klatschen die etwas mehr als einen Meter großen Tiere, eines nach dem andern, mit ihren dicken Bäuchen auf die kalte, harte Oberfläche. Angelockt wie durch einen unwiderstehlichen Ruf versammeln sie sich in riesigen Schwärmen am Ende des antarktischen Sommers an der Schelfeisküste rund um den eisigen Kontinent. Während die meisten anderen Bewohner des Südlichen Eismeers Schutz in wärmeren, nördlicher gelegenen Gefilden suchen, schwimmen sie unbeirrt auf die lebensfeindliche Eiswüste zu, in der Temperaturen um die minus fünfzig Grad Celsius keine Seltenheit sind.

Emperor penguins (Aptenodytes forsteri) jumping out of the water onto the ice in the Weddell Sea, Antarctica
Kaiserpinguine springen im Bereich des antarktischen Weddellmeers an Land und gehen auf eine Reise zu ihrem Hochzeitsplatz.

Hochzeit zwischen Kathedralen aus Eis

Kaum an Land, beginnen sie loszulaufen, angetrieben von ihrem Instinkt. Bedächtig watscheln sie aufrecht auf ihren kurzen Beinen oder schubsen sich auf den Bäuchen liegend über glatte Eisflächen – etwas tapsig, aber entschlossen wirken sie. Kilometerlange Karawanen entstehen. Als würden Tausende Besucher einer Großveranstaltung zustreben – feierlich gekleidet, in schwarzen Fräcken. Oft müssen die Kaiserpinguine über einhundert Kilometer unwegsames Gelände überwinden, bis sie eine Ebene erreichen, über die der Wind etwas weniger unerbittlich pfeift und wo sich im Eis nicht plötzlich breite Risse und Spalten auftun. Kein anderes Wesen auf diesem Planeten könnte auf Dauer ungeschützt an dem Ort überleben, dem sie zustreben: einem Platz für eine Massenhochzeit, umgeben von Kathedralen aus Eis.

Überhaupt sind Pinguine eigentümliche Wesen: Überlebenskünstler in Schnee und Eis, halb Land-, halb Meeresbewohner. Sie sind die einzige Familie in der Klasse der Vögel, in der alle 17 Arten das Fliegen aufgegeben haben und ins Meer zurückgekehrt sind. Ihre Flügel sind wie Flossen, ihr Körper ist stromlinienförmig wie ein Geschoss. Bis zu dreißig Stundenkilometer schnell flitzen sie durchs Wasser. Sie sind fähige Jäger und erbeuten vor allem kleine Fische, Tintenfische und Krill. Ihre Knochen haben keine Luftkammern, wie sie flugfähige Vögel besitzen. Pinguine sind im Vergleich zu diesen deshalb wesentlich schwerer. Das hilft beim Abtauchen und vermindert unter Wasser den störenden Auftrieb. Besonders Kaiserpinguine sind hervorragende Taucher; die gemessene Rekordtiefe liegt bei 565 Metern. Das ist etwa einhundert Meter tiefer, als Menschen in speziellen Druckanzügen tauchen können, die aussehen wie eiserne Rüstungen.

4 Kaiserpinguine, einer liegt auf dem Bauch, die anderen stehen. Im Hintergrund sind bizarre Eisformationen zu sehen, die an Kathedralen erinnern.
Kaiserpinguine treffen sich an einem Hochzeitsplatz, umgeben von Kathedralen aus Eis.
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