Mensch oder Maschine – die Konkurrenz der Intelligenzen

Künstliche Intelligenz übertrifft uns auf manchen Gebieten schon heute – doch ist sie mit unseren geistigen Fähigkeiten vergleichbar, bedroht sie uns gar?

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Auf der Illustration ist vor grünlichem Hintergrund rechts oben eine menschliche Hand zu sehen, deren Zeigefinger auf den Bildmittelpunkt weist, von rechts unten kommt in gleicher Weise eine metallisch-glänzende künstliche Hand entgegen. Zwischen den Spitzen beider Zeigefinger ist im Zentrum des Bildes ein heller, strahlender Lichtpunkt zu sehen.

Angesichts der rasanten Fortschritte in der KI-Forschung fragen sich viele Menschen, ob Roboter und Computer den Homo sapiens eines Tages in den Schatten stellen, ihn gar überflüssig machen werden. Doch menschliche Intelligenz funktioniert ganz anders als Software-Algorithmen; sie hat ihre Stärken und Schwächen. Wird sie sich gegenüber der immer schneller und raffinierter werdenden Rechen-Power behaupten können? Ein Plädoyer für die Einzigartigkeit des Menschen. Lesen Sie dazu auch den parallel erschienenen Beitrag meines Kollegen Christian J. Meier, der in seinem Riffreporter-Projekt „KI für alle – Geschichten über Algorithmen“ von der Möglichkeit berichtet, dass künstliche Intelligenz ein Bewusstsein erlangen könnte.

Die Liste der Durchbrüche ist beeindruckend: Am 10. Februar 1996 schlägt der IBM-Computer „Deep Blue“ erstmals den damaligen amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow – heute hat kein Mensch mehr eine Chance gegen die Power der Rechner in dieser Disziplin. 20 Jahre später, im März 2016, muss der Südkoreaner Lee Sedol, einer der weltbesten professionellen Go-Spieler, seine Niederlage gegenüber der Software „AlphaGo“ einräumen. Dabei hatte es lange Zeit als unmöglich gegolten, dass Maschinen das äußerst komplexe Brettspiel beherrschen könnten.

Doch das von der Software-Schmiede „Deep Mind“ – sie gehört zum Google-Konzern – entwickelte Programm nutzt einen neuen Ansatz: Es verwendet künstliche neuronale Netzwerke, um sich das Go-Spiel selbst beizubringen. Die Programmierer gaben nur die Spielregeln vor, dann trainierte AlphaGo das Spiel, indem es 100.000 in einer Datenbank gespeicherte Spiele analysierte, gegen sich selbst antrat und aus den Erfahrungen lernte. 2019 gibt der 18-malige Go-Weltmeister Lee Sedol entnervt auf und schickt sich selbst in den Ruhestand. Er hat eingesehen, dass sich die KI im Go-Spiel einfach nicht mehr von Menschen besiegen lässt.

Zahlreiche schwarze und weiße linsenförmige Spielsteine liegen auf einem braunen Spielbrett. Das Brett ist von vielen schwarzen senkrecht wie waagerecht verlaufenden Linien in kleine Quadrate geteilt. Die Spielsteine liegen auf den Schnittpunkten jeweils zweier Linien.
Beim Go-Spiel kommt es darauf an, mit Steinen Gebiete abzugrenzen und Steine des Gegners zu umzingeln. Lange galt das Spiel zu komplex für KI, heute haben Menschen keine Chance mehr gegen die Algorithmen

KI schreibt Texte und komponiert Sinfonien

Auch auf kreativen Gebieten, die bis dato nur dem Menschen vorbehalten schienen, können Algorithmen punkten: Im Mai 2020 wird der Textgenerator „GPT-3“ vorgestellt. Mithilfe neuronaler Netzwerke lernte die Software aus einer gigantischen Datenmenge an vorhandenen Texten – insgesamt 570 Gigabyte, was rund einer Billion Wörter entspricht. Nun kann sie dank des Trainings selbstständig Beiträge verfassen, die denen eines menschlichen Vorbilds, etwa eines William Shakespeare, verblüffend ähneln. Und am 9. Oktober 2021 kommt es in Bonn zu einer ungewöhnlichen Premiere: Fast 195 Jahre nach Ludwig van Beethovens Tod lässt das Beethoven Orchester dessen 10. Sinfonie, die „Unvollendete“, ertönen. Nun aber von einer KI ergänzt und im Stile des Meisters zu einem vollständigen Werk perfektioniert.

Doch das sind nur besonders auffällige Beispiele, in denen Computer-Algorithmen die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen nachahmen oder sogar ausstechen. Wir reden täglich mit Siri, Alexa, Cortana oder anderen Sprachmodulen, um mit der digitalen Welt zu kommunizieren, die Algorithmen von Google stellen uns in Sekundenbruchteilen das Wissen der Welt zur Verfügung, Software durchforstet Unmengen von Fotos und fischt individuelle Gesichter heraus, Assistenz-Systeme helfen uns beim Einparken, Google-Maps liefert uns den schnellsten Weg von A nach B. Überall mischt sich die künstliche Intelligenz inzwischen in unser Leben ein und verändert den Alltag.

Elon Musk hält schlaue Maschinen für gefährlich

Das löst bei manchen Menschen Ängste aus. Vor allem dann, wenn es Entscheidungen betrifft, bei denen es um Leben oder Tod von Menschen geht. Was, wenn die Steuerungs-Software eines selbst-fahrenden Autos darüber befinden soll, wer angesichts eines unvermeidlichen Verkehrsunfalls sterben muss? Was, wenn eine Kampfdrohne auswählen darf, wie viele zivile Opfer in Kauf genommen werden dürfen, um feindliche Soldaten auszuschalten? Oder ob unschuldige Menschen sterben müssen, um einen Terroristen zu stoppen und Schlimmeres zu verhüten?

Zu sehen ist in blauen, violetten und kupferfarbenen Tönen die Plattform eines Mikroprozessors. Rechts von der Bildmitte ist die CPU (central processing unit) zu sehen, ein quadratischer Block, der etwas über die Plattform aufragt. Um sie herum sind zahlreiche kleine Bauteile und Leiterbahnen angeordnet.
Mikroprozessoren steigern ständig ihre Rechenleistungen und erlauben Computerprogrammen – Algorithmen – immer intelligentere und schnellere Lösungen
Vor schwarzem Hintergrund ist der hellblaue, durchschimmernde ovale Schirm einer Qualle zu sehen. Die Struktur des Schirms ist glockenförmig, in seiner Mitte sind vier kreisförmige Gebilde zu erkennen, von denen Tentakel herabhängen – das alles ebenfalls in zarten, halb durchsichtigen Blautönen.
Quallen waren die ersten Tiere, die einst ein einfaches Nervensystem entwickelten. Es bringt ihnen Orientierung im Raum, hat primitive Augen, steuert Bewegungen und reguliert die Verdauung gefangener Beute – liefert also alles, was für das Überleben der Tiere notwendig ist
Vor schwarzem Hintergrund ist eine einfache Zeichnung des menschlichen Gehirns zu sehen, in der verschiedene Teile der Großhirnrinde mit unterschiedlichen Farben markiert sind.
Im menschlichen Gehirn sind viele unterschiedliche Formen von Intelligenz vereint: Der Stirnlappen (gelb) ist etwa für Denken, Planung und Selbstreflexion zuständig, der Scheitellappen (orange) fürs Rechnen sowie für räumliches Vorstellungsvermögen, der Hinterhauptslappen (lila) verarbeitet Informationen aus dem Auge, der Schläfenlappen (grün) enthält das Hörzentrum
Die Illustration zeigt am flachen Ufer eines Gewässers einen urtümlichen Fisch, dessen Kopf ein wenig an ein Krokodil erinnert. Der Schwanz des Tieres befindet sich noch im blauen Wasser, der vordere Teil des Körpers ruht auf dem sandigen Boden. Dabei stützt sich der Fisch mit seinen kräftigen, beinähnlichen Flossen auf.
Vor rund 400 Millionen Jahren begannen Fische – hier die zeichnerische Rekonstruktion von Tiktaalik roseae – das Festland zu erobern. Das Leben auf dem Trockenen erforderte von Sinnesorganen, Gehirn und Körperbau zahllose intelligente Anpassungen
Das Foto zeigt einen männlichen Löwen, der auf den Rücken eines mächtigen, dunkelbrauen Büffels gesprungen ist, sich dort mit allen vier Pfoten festkrallt und versucht, seinem Opfer in die Schulter zu beißen. Links davon rennt ein weiterer Büffel in höchstem Tempo davon. Die Jagdszens spielt sich in der afrikanischen Savanne ab.
Die Jagd eines Raubtieres – hier ein männlicher Löwe, der einen Büffel attackiert – verlangt von seinem Gehirn enorme Leistungen: Es muss eine Jagdstrategie haben, riesige Mengen an Sinnesinformationen in Sekundenbruchteilen verarbeiten, alle Muskeln hochpräzise steuern und gleichzeitig das Risiko von Verletzungen einschätzen. Das vermag bislang kein von Menschen konstruierter Roboter
Zu sehen ist die künstlerische Fotografie eines menschlichen Auges mit einer strahlendblauen Iris und kleiner, schwarzer Pupille. Der Hintergrund ist weiß, Liedfalte, Wimpern und die Umrandung des Auges sind grau bis schwarz. Das isolierte, ästhetisch wirkende Auge scheint vor dem hellen Hintergrund regelrecht zu schweben.
Auch wenn das menschliche Auge oft mit einer Kamera verglichen wird, es ist viel komplexer: Rund 130 Millionen Sehzellen registrieren Lichtstrahlen, filtern und sortieren die Signale noch in der Netzhaut, erkennen etwa Bewegungen und Kontraste, schicken dann gigantische Datenmengen über den Sehnerv ans Sehzentrum im Gehirn, wo Milliarden von Nervenzellen aus den Informationen ein Bild der Welt erschaffen
Vor grünem Hintergrund mit weißen Linien darauf – ein künstliches Fußballfeld – stehen aufrecht zwei Roboterfiguren aus hellgrauem, glänzenden Plastikmaterial, die in Bewegung zu sein scheinen. Ihre Gelenke sind schwarz, die Köpfe nur menschenähnlich mit rot leuchtenden Augen und großen, runden Höröffnungen an den des Kopfes.
Bis zum Jahr 2050 sollen Fußballroboter – hier das Nao-Team der HTWK Leipzig – so weit sein, dass sie mit menschlichen Fußballern konkurrieren können. Noch sind sie um Größenordnungen davon entfernt – zu komplex sind die Steuerung des Körpers, das Verfolgen des Balls und das Zusammenwirken der Mitspieler
Auf dieser grafischen Illustration ist vor grauem Hintergrund der Oberkörper eines menschlich wirkenden Roboters zu sehen. Kopf, Arme und Brust bestehen hauptsächlich aus einem hellgrauen glänzenden Kunststoffmaterial. Die rechte Hand hält die Figur nachdenklich ans Kinn, der Blick ist nach rechts unten gerichtet.
Ob Roboter und künstliche Intelligenzen jemals in der Lage sein werden, so zu denken wie ein Mensch und ein Bewusstsein zu entwickeln, ist eine noch offene Frage
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