Behandlung im Blindflug: Warum Frauen in der medizinischen Forschung so wenig vorkommen

Medizinische Studien wurden lange Zeit fast nur an Männern durchgeführt, Medikamente haben daher bei Frauen öfter Nebenwirkungen. Aber wie kam es eigentlich dazu – und wie geht es besser?

vom Recherche-Kollektiv Der andere Körper:
8 Minuten
Auf dem Foto ist links eine Krankenpflegerin in Arbeitskleidung zu sehen, die an einem Tisch sitzt und etwas schreibt. Rechts im Bild sitzen zwei Männer und eine Frau auf Stühlen. Sie schauen zur Pflegerin, ihre Blicke und ihre Körperhaltungen wirken nervös.

Es ist bis heute einer der bekanntesten Arzneimittelskandale: Viele Tausend Babys kamen um 1960 herum weltweit mit schweren Fehlbildungen zur Welt, weil ihre Mütter in der Schwangerschaft das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan eingenommen hatten. Weniger bekannt als die Bilder der „Contergan-Kinder“ ist der Schaden, den der Skandal auch über die unmittelbar Betroffenen hinaus angerichtet hat und bis heute anrichtet.

Der Contergan-Skandal ist mit dafür verantwortlich, dass die Medizin heute viel weniger über Frauen- als über Männerkörper weiß. Erst seit rund 30 Jahren kristallisiert sich nach und nach heraus, wie viele Dinge, die die Medizin über den menschlichen Körper zu wissen glaubte, in Wirklichkeit nur auf den männlichen Körper zutreffen – und wie oft Frauen folglich quasi im Blindflug behandelt werden.

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