Schützen Krankheiten wie Corona zukünftige Generationen vor Infekten?

Eltern, die gerade eine Infektion hatten, vererben vielleicht ein starkes Immunsystem. Dafür sprechen historische Daten und eine aktuelle Studie zur Epigenetik bei Mäusen.

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Junge Eltern mit einem Baby und einem älteren Sohn. Alle tragen eine Maske zum Schutz vor einer Corona-Infektion und schauen direkt in die Kamera.

Das Immunsystem hat neben Antikörpern und Gedächtniszellen auch unspezifische Komponenten. Diese helfen im Kampf gegen Erreger aller Art und arbeiten bei verschiedenen Menschen unterschiedlich gut. Jetzt gibt es Hinweise, dass dafür auch die Vergangenheit der Eltern und Großeltern verantwortlich ist: Es scheint, als vererbten wir nicht nur die Gene des Immunsystems, sondern auch erworbene Anpassungen an schwere Infektionen.

Es ist das frühe 18. Jahrhundert. Das Leben im St. Lawrence Valley in Québec, Kanada, ist hart. Die Kirchenbücher verzeichnen für die Jahre 1714–1715, 1729 und 1732 schwere Epidemien. In der ersten sterben viele Menschen an den Masern, und in der letzten fordern die Pocken ihre Opfer. Doch einer Gruppe von Menschen können die späteren Infektionswellen erstaunlich wenig anhaben. Es sind jene, die inmitten der ersten Epidemie gezeugt worden waren.

Einer Theorie zufolge gaben jene Eltern, die gerade erst die Masern überstanden hatten, ihren Kindern eine besonders starke so genannte unspezifische oder angeborene Immunabwehr mit auf den Weg. Das sind Bestandteile des Immunsystems, die – anders als Antikörper oder Gedächtniszellen – Infektionen allgemein bekämpfen und deshalb vor vielen Erregern zugleich schützen.

Nachkommen erkrankter Menschen scheinen besseren Immunschutz zu haben

Es soll also diese geerbte Umweltanpassung gewesen sein, weshalb manche Menschen in Québec besser als ihre Mitbürger mit den Pocken klarkamen. Das vermuteten die Sozialwissenschaftler Kai Willführ, Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock, und Mikko Myrskylä, London School of Economics, schon vor acht Jahren. Das Risiko, durch die spätere Pockenepidemie zu sterben, war bei Menschen, die während der Masernepidemie gezeugt worden waren, um den Faktor sieben verringert.

Als die Studie erschien, war eine solche These noch ziemlich gewagt. Denn es gab nur wenige Belege, dass eine Vererbung von Umweltanpassungen bei Säugetieren überhaupt existiert. Und im Bereich des Immunsystems gab es noch keinerlei Hinweise auf einen passenden Vererbungsmechanismus. Doch das hat sich jetzt geändert.

Zwei Männer mittleren Alters schauen lächelnd in die Kamera.
Professor Dr. Mihai G. Netea vom Radboud University Medical Center, Nijmegen, und dem LIMES-Institut der Universität Bonn (links) sowie Professor Dr. Andreas Schlitzer, ebenfalls vom LIMES-Institut (rechts).
Symbolbild der Riffreporter-Koralle Erbe&Umwelt: Grafische Darstellung eines DNA-Abschnitts mit methylierter DNA
Die Epigenetik hilft beim Gespräch, das Erbe und Umwelt miteinander führen. Zum Beispiel, indem Methylgruppen an die DNA angelagert werden (symbolisiert als leuchtende Kugeln). Dann ist das benachbarte Gen meistens abgestellt.
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