Polarlichter über Mitteleuropa – wie die Aktivität der Sonne geomagnetische Stürme hervorruft

Es schien, als glühte der Himmel. Grüne, rote und violettfarbene Vorhänge und Streifen aus Licht verbreiteten in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 2024 eine mystische Stimmung. Auslöser war einer der heftigsten Sonnenstürme in den letzten Jahrzehnten – und die Sonne ist weiter aktiv.

vom Recherche-Kollektiv Die Weltraumreporter:
8 Minuten
Über einer nächtlichen Landschaft mit Bäumen und Hecken leuchten Polarlichter in grüner, roter und purpurner Farbe am Himmel.

Ein derartiges Naturspektakel lässt sich über Deutschland nur selten beobachten: In der Nacht auf den 11. Mai, kurz nach Mitternacht, entfesselte die Natur eine gewaltige Lichtershow am Himmel, wie sie normalerweise nur im Norden Skandinaviens und in anderen Gegenden um die Polarkreise sichtbar ist. Über dem nördlichen Horizont glühte der Himmel in den Farben Grün, Rot und Violett. Fast unmerklich veränderten sich Lage und Form der Lichterscheinungen: Mal leuchtete hier ein grünes Band, mal tauchte dort ein roter Fleck auf, und dann zogen sich purpurfarbene Streifen senkrecht vom Horizont bis in den Zenit. Rund eine Stunde lang waberten die Polarlichter sogar für das bloße Auge erkennbar über den gesamten Himmel, bevor sie sich wieder abschwächten. Für die Sensoren von Digitalkameras blieben sie aber noch die ganze Nacht über sichtbar.

Auf der Nordhalbkugel waren diese Leuchterscheinungen bis in die geografischen Breiten von Südspanien und dem US-Bundesstaat Florida zu sehen. Doch nicht nur Nordlichter (Aurora borealis) hatte die Natur im Angebot – auf der Südhemisphäre gab es analog Südlichter (Aurora australis) zu bewundern, vom südlichen Afrika über Neuseeland bis Australien.

Auf einem Foto der Sonne vom 11. Mai 2024 sind zahlreiche Sonnenflecken zu sehen. Die größte Fleckengruppe ist rechts vergrößert dargestellt. Eine winzige Erdkugel im gleichen Maßstab veranschaulicht die um ein Vielfaches größere Ausdehnung der Fleckengruppe.
Auslöser des Polarlichtsturms vom 11. Mai 2024 war die aktive Region AR 3664 auf der Sonne, die sich mittlerweile dem Westrand der Sonnenscheibe angenähert hat. Die ungewöhnlich große Sonnenfleckengruppe ist durch heftige magnetische Aktivität gekennzeichnet. Der dunkle Kern des größten Einzelflecks ist etwa so groß wie unser Planet Erde.
Zwei Grafiken zeigen die Prognose des Weltraumwetters. Links ist die Umgebung der Sonne mit den sich ausbreitenden Magnetfeldern und Teilchenschauern und deren erwartete Ankunftszeit an der Erde visualisiert, rechts auf einer Erdkarte die erwarteten Störungen der Radiokommunikation zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Das Space Weather Prediction Center der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA der Vereinigten Staaten illustriert die Weltraumwetter-Vorhersage auf ihrer Website mit interaktiven Grafiken.
Eine nächtliche Schneelandschaft mit einem teilweise vereisten Fluss wird von einem grünlichen Polarlicht erhellt.
Bereits eine moderate Sonnenaktivität reicht aus. um im Norden Skandinaviens Polarlichter zu erzeugen, die dann in einem intensiven Grün erstrahlen.
Über einer silhouettenartigen dunklen Landschaft leuchtet ein Polarlicht in grünen, blauen und roten Farben.
Grüne und rote Polarlichtformationen entstehen durch die Anregung von Sauerstoffatomen in unterschiedlichen Höhen. Stickstoffatome in der Atmosphäre sind für die Emission von blauviolettem und purpurfarbenem Licht verantwortlich.
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