Was Zoologïnnen von Ratten, Fischen und einer speziellen Kuckucksart über Hilfsbereitschaft lernen

Warum helfen Tiere fremden Artgenossen? Wie kann sich solch ein Verhalten überhaupt entwickeln? Diese Frage ist eine harte Nuss für die Evolutionsbiologie.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
7 Minuten
Zwei Ratten blicken aus runden Löchern in einer Holzkiste.

Vampirfledermäuse würgen Blut hervor, das sie gerade einem Rind als Futter abgesaugt haben, um damit ausgezehrte Artgenossen zu füttern. Sie verzichten also auf einen Teil ihrer Nahrung. Paare von Riesenanis, großen blau-violetten Vögeln in Südamerika, brüten mit fremden Paaren gemeinsam die Eier aus. Ratten helfen anderen Ratten, die nicht zu ihrer Verwandtschaft gehören, an Futter zu gelangen, wenn diese Hunger leiden.

Wenn fremde Tiere einander helfen, investieren sie Energie und Ressourcen für andere. Diese fehlen dann für den eigenen Nachwuchs. Für Evolutionsbiologïnnen ist das ein Grund, genauer hinzusehen: Wie konnte sich ein solches Verhalten entwickeln?

„Wenn zwei Individuen, die genetisch nicht miteinander verwandt sind, kooperieren und eines von ihnen einen Preis zahlt, um dem anderen zu helfen“, erläutert die Zoologin Dr. Christina Riehl, „dann stellt dies eine Herausforderung für die natürliche Auslese dar.“ Bei der natürlichen Auslese haben diejenigen Nachkommen die besten Aussichten, zu überleben und selbst noch Generationen von Nachwuchs zu haben, die am besten an die Umweltbedingungen angepasst sind. „Das Rätsel besteht darin zu verstehen, wie kostspielige, selbstaufopfernde Verhaltensweisen begünstigt und an die nächste Generation weitergegeben werden können, wenn diese kooperativen Verhaltensweisen die Überlebens- und Reproduktionschancen verringern.“

Christina Riehl von der Princeton-Universität im US-amerikanischen Bundesstaat New Jersey und ihr Team erforschen in Panama Vögel, deren Lebensweise im Widerspruch zur Evolutionstheorie zu stehen scheint – zumindest auf den ersten Blick. Es sind Riesenanis, große schlanke Tiere mit violett-blauem Gefieder, langem Schwanz und einem Hornhöcker auf dem Oberschnabel. Riesenanis leben in Südamerika und gehören zur Familie der Kuckucksvögel.

Fremde bauen und brüten gemeinsam.

Bei den Riesenanis bauen zwei bis drei Paare, die nicht miteinander verwandt sind, ein gemeinsames Nest. Das klappt reibungslos. Beim Brüten allerdings ist dann der Anfang holprig. Verlässt ein Weibchen, das gerade ein Ei gelegt hat, kurz das Nest, schmeißt das andere Weibchen das Ei hinaus und legt sein eigenes hinein. Der Verlust fällt nicht auf, denn Riesenanis erkennen ihre eigenen Eier nicht.

Vier blau-violette Vögel, Riesenanis, sitzen auf Zweigen.
Panama liegt am nördlichen Rand des Verbreitungsgebiets von Riesenanis. Die Vögel gehören zur Familie der Kuckucke.
Eine Schleiereule trägt einen Fleischfetzen im Schnabel.
Bei Schleiereulen gibt es Futter gegen Gefiederpflege.
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