Angriff auf die Wissenschaft: Wie Trump Hochschulen und Forschung ins Visier nimmt

Kürzungen, Massenentlassungen, Drohungen – die neue US-Regierung untergräbt die traditionell starke Wissenschaft ihres Landes und isoliert die USA international

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Demonstrant mit Schildern wie „Science makes your life better“ und „Fund Science“ vor der Kulisse des Kapitols und des Washington Monument.

Von der ersten Mondlandung über die Entschlüsselung des menschlichen Genoms bis zum Boom der Künstlichen Intelligenz – seit Jahrzehnten sind die USA die führende Wissenschaftsnation der Welt. Die Erfolge von US-Forscherinnen und -Forschern sind Legende, was sich auch bei den Nobelpreisen widerspiegelt. Bisher 420 und damit fast die Hälfte aller Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus den USA. Großbritannien liegt weit dahinter auf Platz 2. Die Erfolge entstammen einer Wissenschaftslandschaft, die über so viele renommierte Forschungszentren und Universitäten und so große Wissenschaftsbudgets verfügt wie kein anderes Land der Welt. Für viele junge Forscherinnen und Forscher ist es ein Traum, in den USA zu arbeiten.

Doch diese führende Rolle ist in wichtigen Bereichen in Gefahr, seit der neue US-Präsident einen regelrechten Angriff auf die Wissenschaft seines Landes begonnen hat, warnen führende Vertreterinnen und Vertreter der US-Wissenschaft. Donald Trump hat nicht nur einen Impfskeptiker zum Chef der Gesundheitsbehörden und einen Fossil-Manager zum Energieminister gemacht, er lässt auch dem von Republikanern und Verschwörungstheoretikern angefeindeten früheren Corona-Berater Anthony Fauci den Personenschutz entziehen, Maulkörbe gegen Umweltforscher verhängen und Kürzungen in Höhe von vielen Milliarden US-Dollar durchsetzen. Kürzlich strich die Trump-Regierung der Columbia-Universität 400 Millionen Dollar Fördermittel und droht allen Hochschulen mit ähnlichem, die sich nicht auf ihren politischen Kurs einschwören lassen. „Das ist ein sicherer Weg, um lebensrettende Forschung und Innovation zu lähmen“, warnt Matt Owens, Präsident des Council on Governmental Relations (COGR), einer Vereinigung von 220 bedeutenden US-Forschungseinrichtungen.

Die Lähmung scheint schon einzusetzen. 2017 gingen sofort Zehntausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Washington und weltweit beim „March for Science“ auf die Straßen, mit Plakaten wie „Grab them by the data“ als Anspielung auf Trumps Äußerungen über sein Verhalten gegenüber Frauen. Bei einer neuerlichen Demonstration am 7. März war die Stimmung verhaltener und die Zahl der Teilnehmer deutlich kleiner.

„Signale der Einschüchterung“

Auch in Deutschland, einem wichtigen akademischen Partnerland der USA, wachsen die Sorgen. Das Alfred-Wegener-Institut (AWI), Deutschlands größtes Zentrum für Meeres- und Polarforschung, teilte auf Anfrage mit, dass man in den USA »fundamentale Eingriffe in die Forschungsprozesse« beobachte. Trump sende „Signale der Einschüchterung“ in die wissenschaftlichen Institute des Landes, sagte Patrick Cramer, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, dem „Spiegel“. Cramer sieht allerdings auch neue Chancen für den Wissenschaftsstandort Deutschland.

Schon in seiner ersten Amtszeit von 2016 bis 2020 brachte Trump die Wissenschaft gegen sich auf. Noch gut in Erinnerung sind seine Empfehlungen, dass Licht, Bleiche oder ein Entwurmungsmittel gegen Coronaviren helfen würden. Doch die von ihm angesetzten Mittelkürzungen machte der Kongress direkt wieder rückgängig, erhöhte die Budgets sogar.

Eine Protestantin hält ein Plakat hoch auf dem steht „Grab 'em by the data“.
Science March am 22. April 2017 in Washington.
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