Vogelgrippe-Pläne der USA: „Kontraproduktiv, irreführend und für uns Menschen lebensgefährlich“

In den USA grassiert die Vogelgrippe, Hühnereier sind deshalb sehr teuer. Nun hat US-Gesundheitsminister Kennedy vorgeschlagen, dem Virus freien Lauf zu lassen – um resistente Hühner zu züchten. Der Tiermediziner Timm Harder erklärt, warum das gefährlich ist

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Braune Hühner dicht an dicht.

Timm Harder ist Leiter des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am Friedrich-Loeffler-Institut in Riems. Das Labor ist Teil des globalen Referenzlabornetzwerkes der Welternährungsorganisation (FAO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH).

Aus den USA reißen die Meldungen über die Ausbreitung der Vogelgrippe nicht ab. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Das hochpathogene Influenzavirus des Subtyps H5N1 breitet sich derzeit in Nordamerika besonders massiv aus. In einer sehr stark gewinnorientierten Geflügelproduktion werden kostspielige Maßnahmen der Biosicherheit eher als eine Belastung angesehen und nicht als Schutz, der den Bestand sichert. Die Legehennenbestände in den USA sind teilweise einige Millionen Tiere groß. Wenn das Virus in einen solchen Betrieb einbricht und zu massenhaften Infektionen und Todesfällen führt, entsteht sehr viel Virus und das Risiko für eine weitere Verbreitung zum Beispiel mit dem Wind oder mit ungenügend desinfizierten Fahrzeugen ist dann sehr hoch.

Der US-amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. schlägt nun vor, bei betroffenen Betrieben auf die übliche Keulung des gesamten Bestands zu verzichten. Er will dem Virus freien Lauf lassen und setzt darauf, dass resistente Tiere übrig bleiben. Was halten Sie davon?

Das ist aus meiner Sicht komplett kontraproduktiv, irreführend und für uns Menschen lebensgefährlich.

Warum?

Mann in weißem Kittel an Mikroskop.
Timm Harder
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