Wie invasive Ameisenarten ein ganzes Ökosystem durcheinanderbringen können

Nur wenige der vielen Tausend Ameisenarten sind dazu in der Lage, sich weltweit auszubreiten – was sie dazu brauchen, und was die Folge sein kann

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Löwen auf der Pirsch in einer baumlosen Savanne, im Hintergrund Elefanten.

Die Rote Feuerameise, die sich nun erstmals in Europa etabliert hat, ist zwar die am meisten gefürchtete, aber nicht die einzige invasive Ameisenart, die große Probleme verursacht. Weitere Arten von Feuerameisen sowie die Argentinische Ameise, die Gelbe Spinnerameise, die Großköpfige Ameise und die Asiatische Nadelameise – sie alle führen in unterschiedlichen Intensitäten massive ökologische, wirtschaftliche und gesundheitliche Schäden herbei. Aber was macht Ameisen eigentlich invasiv, versetzt sie also in die Lage, sich rasch über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus über Kontinente hinweg auszubreiten?

Damit das passiert, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Eine der wichtigsten Eigenschaften invasiver Ameisen ist, dass sie in kleiner Zahl in menschengemachten Umständen überleben können, etwa in Pflanzenmaterial auf einem Schiff, und sich, einmal angekommen, rasch vermehren können. Dafür ist die unter Ameisen eher seltene Fähigkeit wichtig, sogenannte Superkolonien zu bilden. Während bei vielen Arten benachbarte Kolonien gegeneinander kämpfen, sind Superkolonien reine Ableger, zwischen denen Frieden herrscht. Dadurch können sich alle Tiere darauf konzentrieren, ihre neue Umwelt zu erobern.

Es gibt dabei zahlreiche Abstufungen – am erstaunlichsten verhält sich die Argentinische Ameise, bei der Biologen von einer einzigen globalen Superkolonie ausgehen. Während eine geringe genetische Vielfalt für bedrohte Arten gefährlich sein kann, wirkt diese bei den invasiven Ameisen positiv: Die Tiere senden ähnliche chemische Botenstoffe aus, was die Aggression innerhalb der Art vermindert. Hilfreich bei der Ausbreitung ist auch, wenn jede der Kolonien mehrere Königinnen tolerieren kann. Dann wiegt der Tod einer einzelnen Königin weniger schwer.

Invasive Ameisen dezimieren Bäume, hinter denen Löwen lauern

Eine weitere Gemeinsamkeit invasiver Ameise ist, dass sie Allesfresser sind. Während manche in ihrer Verbreitung limitierte Arten auf bestimmte Nahrungsquellen spezialisiert sind, ist vor den invasiven Arten nichts sicher, ob Pflanzensämling, andere Insekten, Kadaver oder Jungvögel. Das erschließt ihnen weite Teile ihrer Umwelt als Nahrungsquelle – und erlaubt ein schnelles Wachstum der Kolonien.

Unterstützt werden invasive Arten, wenn sie auf klimatische Bedingungen treffen, die ihrem Ursprungsgebiet ähneln oder wenn sie ein neues Klima tolerieren können. Die Vorliebe für frisch vom Menschen gestörte Gebiete – von Golfplätzen bis zu Freibädern – kommt daher, dass diese Habitate sehr artenarm geworden sind und die Eindringlinge wenig Gegenwehr erwarten müssen. Vielerorts sind sie aber auch dazu imstande, die heimischen Ameisenarten zu verdrängen und vertilgen.

Die Folgen einer solchen Invasion bekommen in Afrika nun sogar Löwen zu spüren. In den Savannenlandschaften von Kenia helfen traditionelle heimische Ameisen Akazienbäumen dabei, sich gegen gefräßige Elefanten zu verteidigen. Wenn die Elefanten Blätter abknabbern, kneifen die Ameisen sie in die Schleimhäute. Doch nun verdrängt die invasive Dickkopfameise die Akazienbeschützer. Die Bäume werden von Elefanten abgefressen und sterben ab, mit der Folge, dass Zebras angreifende Löwen früher erkennen und fliehen können. Die Raubkatzen weichen bereits auf Büffel als alternative Beute aus – die sind aber deutlich schwerer niederzukämpfen. Die Löwenbestände sind bisher nicht zurückgegangen, aber das Beispiel zeigt, dass invasive Arten ganze Ökosysteme verändern können. Die vom Menschen verursachte Erderwärmung schafft nun ideale Bedingungen für ihre globale Ausbreitung.

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