Wider besseres Wissen: Falschinformation trotz Faktenchecks bei TV-Interviews

ARD und ZDF entlarven bei ihren Nachrecherchen falsche und irreführende Informationen in ihren Sommerinterviews. Dennoch verbreiten die Sender die Gespräche unverändert weiter – muss das sein?

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Die ZDF-Moderatorin Shakuntala Banerjee und AfD-Chefin Alice Weidel sitzen sich an einem Tisch vor einer Felswand im Wald gegenüber.

Der „Faktencheck“ brachte ein eindeutiges Ergebnis: „Falsche und irreführende Aussagen (…) im ARD-Sommerinterview“, meldete die „ARD-Faktenfinder“-Redaktion am ersten Juli-Sonntag auf Tagesschau.de.

Am selben Tag hatte das Erste sein „Sommerinterview“ mit dem AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla ausgestrahlt und hinterher einer näheren Prüfung unterzogen. Darin ging es vor allem um Aspekte des Themas Migration: um die Zahl ukrainischer Bürgergeld-Empfänger*innen, um die Möglichkeit von Grenzkontrollen und darum, wie viele Menschen aus Deutschland abgeschoben werden könnten. Das Fazit der „Faktenfinder“: „Im ARD-Sommerinterview hat AfD-Chef Chrupalla zum Teil mit falschen Zahlen argumentiert. Zudem ließen sich einige Forderungen rechtlich gar nicht umsetzen.“

Nun ließe sich sagen: Prima, dass eine Redaktion so gründlich recherchiert und falsche Aussagen ihres Interviewpartners nicht einfach treuen Glaubens im Raum stehen lässt.

Man könnte den Fall allerdings auch zum Anlass nehmen, am bisherigen Konzept der Faktenchecks bei TV-Formaten grundlegend zu zweifeln. Denn so, wie die Sender es derzeit nutzen, gleicht es eher einer Art Ablasshandel mit der Wahrheit.