Könnten wir die erste Generation sein, die eine bessere Welt hinterlässt?

Hannah Ritchie wagt in ihrem Buch „Hoffnung für Verzweifelte“ einen anderen Blick auf die Zahlen, mit denen wir die Klimakrise messen – und findet dabei viele Argumente für Hoffnung. Reicht das?

vom Recherche-Kollektiv Klima & Wandel:
10 Minuten
Nahaufnahme eines grünen Blattes, durch das Sonnenlicht scheint und die Blattadern gut sichtbar hervortreten lässt

Stellen Sie sich eine Person vor, die jeden Tag in Plastik verpackte Fertiggerichte in ihrer Mikrowelle erhitzt. Würden Sie diesen Menschen als umweltbewusst bezeichnen?

Die Nachhaltigkeitsforscherin Hannah Ritchie schreibt in ihrem Buch „Not the End of the World“ (auf Deutsch „Hoffnung für Verzweifelte“):

Viele Menschen mögen sich wie Umweltsünder vorkommen, obwohl sie es bei genauerer Betrachtung nicht sind.

Hannah Ritchie

Die Person, von der Hannah Ritchie hier spricht, ist sie selbst. Sie fühlt sich wie eine Umweltsünderin, weil sie in einer Großstadt lebt und selten selbst kocht. Sie weiß jedoch, dass ihr Gefühl trügt, weil ihre Mikrowelle wenig Strom verbraucht und die Plastikverpackung das Essen länger haltbar macht, also Lebensmittelverschwendung reduziert.

Von ihrem schlechten Gefühl erzählt die Autorin erst ganz am Ende des Buches und stellt damit alles, was sie zuvor in acht Kapiteln im Detail erklärt, in einen persönlichen Kontext. Damit unterstreicht sie eine der Botschaften ihres Buches: Auch Menschen, deren Alltag nicht dem gängigen Bild eines klimabewussten Lebens entspricht, können unterm Strich überraschend effektiv Klimaschutz betreiben – ohne dass es ihnen bewusst ist. Unser Blick auf die Klimakrise könnte deshalb optimistischer sein als er es meistens ist, findet sie.

Ritchies Blick auf eine Krise, die wie keine andere zuvor die Lebensgrundlage der meisten Menschen, Tiere und Pflanzen bedroht, provoziert. Die größte Provokation des Buches liegt darin, dass die Autorin behauptet, wir könnten die erste Generation sein, die ihren Kindern eine bessere Welt hinterlässt. Ich frage mich: Hat sie etwa das Problem nicht verstanden? Oder will sie es kleinreden?

Riesiges Feld mit in Reihe gesetzten Kartoffelpflanzen, darüber ein blauer Himmel mit einzelnen Wolken
Monokulturen, wie dieser große Kartoffelacker, gefährden die Artenvielfalt
Auf dem Grill im Vordergrund wendet ein Mann mit einer Grillzange den Maiskolben, neben ihm steht ein Mädchen mit einem Teller voller Gemüsespieße
Veränderungen sind oft nicht leicht. Viele Menschen tun sich trotz fleischloser Alternativen schwer, weniger Fleisch zu essen
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!