Der Rohbau steht

DebatteMuseum: Rückblick und Ausblick

4 Minuten
Leerer Raum, Beton, Rohbau, Abendlicht fällt von links durch große Fenster.

Liebe Leserinnen und Leser,

Nach vier Monaten warmlaufen, 16 Berichten und ebenso vielen Themen geht DebatteMuseum in die Sommerpause. Da ist ein kleiner Rückblick erlaubt. Alle bisher erschienenen Texte kreisen um eine Institution, die ich glaubte zu kennen, die aber sehr viel mehr Gesichter hat als gedacht. Und fast allerorten herrscht Aufbruchsstimmung, der Wille zur Veränderung ist in der Museumsszene unübersehbar. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt diese Entwicklung mit verschiedenen Programmen, sieht sich selbst aber auch als Impulsgeber. Zu den aktuellen Initiativen der Stiftung gehört das lab bode, eine auf Tiefenwirkung angelegte Maßnahme, die nichts dem Zufall überlässt.

Bis Ende 2020 erarbeitet das lab bode über vier Jahre mit Schüler:innen von neun Berliner Schulen im Bode-Museum neue Vermittlungsansätze, die dann „in einer Art digitalem Baukastensystem“ für alle zugänglich sein sollen. Vier Jahre Zeit, um Kontakt mit jungen Leuten aufzunehmen, zu erfahren, was sie eigentlich am Museum interessieren könnte. Das ist in Deutschland wohl einmalig, genauso wie der entschiedene Impuls, mehr qualifiziertes Personal für die Vermittlung einzustellen. Die Stiftung finanziert nicht nur 21 wissenschaftliche Vermittlungs-Volontariate, um die sich Museen bewerben können. Diese Volontäre werden zudem über mehrere 3-Tages-Lehrgänge am lab Bode geschult und tragen somit die in Berlin gemachten Erfahrungen in die Länder. Als dritte Säule des Programms will die Stiftung den Diskurs über Vermittlung anregen und veranstaltet im Bode-Museum öffentliche Vorträge und Diskussionen.

Auch in Zukunft wird DebatteMuseum Erfolg versprechenden, neuen Museumskonzepten auf der Spur sein. Wichtig bleibt aber weiterhin, auch Zwischentöne wahrzunehmen, Übergänge und Brüche zu lokalisieren, Fragen zu stellen. Kann es für Museen zur Einbahnstraße werden, wenn sie ihren Bestand komplett digitalisieren und darüber alles andere vergessen? Was steckt hinter den Schlagworten Partizipation und Relevanz, die inzwischen in Universitätsstudiengängen theoretisch fundiert wurden, aber in der Praxis erst wieder Gestalt gewinnen müssen? Ja, und wer sind eigentlich die Herbergsmütter, Netzstrategen und Kulturkonsorten, die das deutsche Museumswesen momentan vor der drohenden Verkalkung bewahren?

Die Nerds bleiben unter sich

Auf Twitter übertrifft sich die digitale Museumszene wechselseitig in der Schlagzahl der Tweets, Likes und witzigen Insider-Kommentare. Social Media-Beauftragte der Museen, junge Museologen, Dienstleister und Twitter-Gurus hashtagen am Rande des Nachvollziehbaren. Twitter ist einer der lebendigsten Orte der Kommunikation zwischen den Museen, doch bleiben dort die Nerds unter sich. Das Museums-Business setzte bislang auf Arbeitsteilung, jeder macht seins. Neue Organisationsformen wie Projektmanagement oder das – nicht mehr zwischen Vermittlern und Kuratoren unterscheidende – partizipative Museum werden die Hierarchien nicht komplett abschaffen, aber sehr viel durchlässiger machen.

Über Erfahrungen im Bereich Partizipation und Digitalisierung wurde in diesem Frühjahr viel debattiert, auf der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes, dem Internationalen Vermittler-Symposion #WhoseMuseum in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und auf dem Forum The Subjective Museum im Historischen Museum Frankfurt.

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