„Elterngeld“ für Pflegende: Wie die neue Familienpflegezeit aussehen könnte

Die Bundesregierung hat versprochen, eine bezahlte Pflegezeit einzuführen. Die Zeit drängt – auch angesichts des Fachkräftemangels. Was empfehlen Expertïnnen und wie ist der Stand? Eine Analyse.

vom Recherche-Kollektiv die ZukunftsReporter:
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Die Zeichnung zeigt eine Frau in Arbeitskleidung, die mit einem alten Mann spricht. Er sitzt auf einem Sofa und wehrt mit der Hand ihre Hilfe ab.

Einen anderen Menschen zu pflegen heißt, für ihn da zu sein. Das kostet Zeit. Für Erwerbstätige ist es schwierig, Job und Pflege miteinander zu vereinbaren. Die Bundesregierung versprach, eine bezahlte Pflegezeit einzuführen. Seit Sommer 2022 liegen die Vorschläge von Expertïnnen auf dem Tisch. Kommt das „Elterngeld“ für Pflegende? Eine Analyse.

Cäcilia pflegt ihren Vater. Sie schaut morgens bei ihm vorbei und hilft ihm beim Aufstehen. Bereitet Obst für den Vormittag vor. Stellt Getränke bereit. Dann fährt sie zur Arbeit. Sie telefonieren zwischendurch, manchmal muss sie mit der Versicherung oder einem Arzt sprechen. Nach der Arbeit leistet sie ihrem Vater Gesellschaft, begleitet ihn zur Physio. Reibt ihm die Beine ein. Räumt auf. Oft ist es spät, bis sie nach Hause kommt und sich um ihre Sachen kümmern kann. Am nächsten Tag geht alles von vorne los.

Cäcilia ist ein Beispiel. Vielen anderen Berufstätigen, die einen Angehörigen pflegen, geht es ähnlich. Ab zehn Stunden Pflege pro Woche werde es sehr schwierig, Pflege und Beruf zu vereinbaren, sagen sie. Die Bundesregierung versprach im Koalitionsvertrag, eine bezahlte Pflegezeit einzuführen. Das war im November 2021. In der Zwischenzeit hat der Unabhängige Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf umfassende Vorschläge für eine Neugestaltung der Pflegezeit vorgelegt. Das Bundesfamilienministerium bereite eine grundsätzliche Reform der Familienpflegezeit vor, sagt eine Sprecherin. Wann geht es endlich in der häuslichen Pflege voran?

Warum ist die Pflegezeit wichtig?

80 Prozent aller Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Jede 10. Arbeitnehmerin und jeder 13. Arbeitnehmer pflegt. Das heißt konkret: Wenn andere Feierabend haben, kümmern sie sich um einen anderen Menschen. Gelegentliche Hilfe bekommen die meisten noch recht gut neben der Arbeit hin, regelmäßige Unterstützung nicht. Vor allem Frauen reduzieren häufig ihre Arbeitszeit oder steigen ganz aus dem Beruf aus – mit allen finanziellen und beruflichen Nachteilen, die ein solcher Schritt mit sich bringt.

Die Zeit drängt. Denn in den kommenden Jahren verlassen die Babyboomer den Arbeitsmarkt und werden mit steigendem Alter selbst mehr Unterstützung im Alltag benötigen. Doch schon jetzt fehlen Tausende Pflegekräfte, um alte, kranke und hilfebedürftige Menschen zu versorgen. In aller Regel übernehmen Familien diese Aufgaben. Die vielen Frauen (und Männer), die privat pflegen, werden aber dringend auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. So fasst die Medizinsoziologin und Gerontologin Adelheid Kuhlmey von der Charité in Berlin das Dilemma zusammen. Deshalb müssen Lösungen entwickelt werden, wie sich Pflege und Beruf besser vereinbaren lassen. Das ist kein Luxus, sondern pure Notwendigkeit.

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