Faszination Klimakollaps – Wann werden Geschichten vom Weltuntergang gefährlich?

Es gibt einen regelrechten Hype um den bevorstehenden Weltuntergang. Die Kollapsologie ist eine Bewegung aus Frankreich, die sich nicht nur darauf vorbereiten will – sondern auch Vorteile im Zusammenbruch der Zivilisation sieht. Ist das gefährlich?

vom Recherche-Kollektiv Klima & Wandel:
8 Minuten
dunkelroter Leuchtturm wird von gischtschäumenden Riesenwellen überrollt

Das Buch, das den Stein erneut ins Rollen brachte und den modernen Weltuntergang abermals salonfähig machte, heißt: Wie alles zusammenbrechen kann. Es etablierte einen Begriff, den es bis zu seinem Erscheinen noch nicht gab, den der Kollapsologie.

Der Agrarwissenschaftler und Biologe Pablo Servigne und der Ökoberater Raphaël Stevens veröffentlichten es 2015 in Frankreich, 2023 wurde es ins Deutsche übertragen. In Frankreich war es ein Bestseller und verkaufte sich in sechs Jahren 100.000 Mal.

2018 erschien das zweite Buch des Autorenduos unter dem Titel Ein anderes Ende der Welt ist möglich (noch nicht in deutscher Übersetzung erhältlich) – und etwa zur gleichen Zeit gründeten sich Klimabewegungen wie Extinction Rebellion und Fridays for Future, erschien ein Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) zu den Folgen der globalen Erwärmung um 1,5 Grad und protestierten die Gelbwesten in Frankreich gegen die ungleich verteilten Kosten von Klimaschutzmaßnahmen. 2018 war auch das Jahr, in dem der Mehrheit der Menschen in Europa klar wurde, dass die Erde bis zum Jahr 2100 bis zu fünf Grad heißer werden könnte, wenn es schlecht läuft – Temperaturen, die das Überleben auf dem Planeten infrage stellen. 2018 war also das Jahr, in dem Kollapsologie als Bewegung, wissenschaftliche Disziplin und medialer Hype groß wurde. Und es war das Jahr, in dem den Autoren, wie sie selbst sagen, der Begriff Kollapsologie entglitt wie Frankenstein sein Monster.

2018 war das Jahr, in dem den Autoren der Begriff Kollapsologie entglitt wie Frankenstein sein Monster.

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