5 Argumente, warum europäische Klimapolitik von Frauen und für Frauen wichtig ist
Friederike Otto und María P. Neira, Greta Thunberg und Luisa Neubauer, Mary Robinson und Payal Parekh, Anila Noor und Julie Pascoet – in der Wissenschaft und im Gesundheitsbereich, in der Politik und in sozialen Bewegungen spielen Frauen eine entscheidende Rolle.
Die Kampagnengruppe „SHE Changes Climate“ setzt bewusst auf die Stärke der Frauen. Besonders vor der Europawahl am 9. Juni lenkt die Initiative die Aufmerksamkeit auf die Rolle der Frauen in der Klimapolitik in Europa. Gegründet wurde die unabhängige Organisation anlässlich der COP26 von Antoinette Vermilye, Bianca Pitt und Elise Buckle, um mehr Vielfalt und Inklusivität, Transparenz und Rechenschaftspflicht in die Verhandlungen der internationalen Klimapolitik zu bringen. Die Kampagne wurde zunächst ehrenamtlich getragen und teilweise selbst finanziert, hat sich aber inzwischen zu einer Organisation unter der Geschäftsführung von Mamta Borgoyary entwickelt. SCC ist als Vereinigung in der Schweiz eingetragen und werden von philantrophischen Stiftungen finanziert.
Ihr Ziel ist es unter anderem, dass führende Verhandlungspositionen auf den Weltklimakonferenzen zur Hälfte von Frauen besetzt werden. Für die kommende COP 29 in Aserbeidschan erreichte die international aufgestellte Kampagnengruppe bereits, dass das ursprünglich rein männliche Organisationskomitee von 29 Männern um 12 Frauen erweitert wurde. Die Initiative hat jetzt vor der Europawahl fünf Gründe herausgearbeitet, warum Frauen in der Klimapolitik so wichtig sind.
1. Frauen treiben den Klimaschutz voran
Frauen priorisieren Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit stärker als Männer. Sie setzen sich vermehrt für Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels, Armutsbekämpfung und die Erweiterung der öffentlichen Gesundheit ein. Frauen sind besorgter über den Klimawandel und zeigen eine höhere Bereitschaft, ihr Verhalten zum Schutz der Umwelt zu ändern. Studien belegen, dass Frauen eher als Männer klimafreundliche Praktiken übernehmen, also etwa zu recyceln, lokal einzukaufen oder ihren Fleischverbrauch zu reduzieren.
Frauen in der EU sind eher als Männer der Ansicht, dass die politisch Verantwortlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel (28 % gegenüber 26 %), die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung (36 % gegenüber 30 %) und die öffentliche Gesundheit (35 % gegenüber 28 %) priorisieren sollte. Laut einer Medienumfrage erwarten 55 Prozent der Frauen eine Priorisierung der Klimapolitik, aber nur 49 Prozent der Männer.
2. Frauen sind von der Klimakrise gesundheitlich stärker betroffen
Der Klimawandel betrifft die Gesundheit von Frauen stärker als die von Männern, etwa bei Hitzewellen. Im Hitzesommer 2022 betrafen 63 Prozent der hitzebedingten Todesfälle in Europa Frauen. Hitzewellen erhöhen die Gesundheitsrisiken von Schwangeren und Neugeborenen. Sind Schwangere extremer Hitze ausgesetzt, steigt die Zahl der Totgeburten, Frühgeburten und Komplikationen um 27 Prozent an.
3. Frauen sind Klimarisiken stärker ausgesetzt
Frauen sind sozialen und wirtschaftlichen Klimarisiken stärker ausgesetzt. So arbeiten sie häufiger in prekären Berufen, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, etwa im Handel, Tourismus oder der Pflege. Die Klimakrise bedroht damit nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Existenzgrundlage von Frauen stärker als jene von Männern. Haushalte, die von Frauen geführt werden, sind häufiger von Energiearmut bedroht. Das bedeutet, dass sie weniger gut in der Lage sind, sich etwa mit Klimaanlagen gegen Hitze in ihren Wohnräumen zu schützen.
4. Frauen setzen sich wirksam für Klimaschutz ein
Eine höhere Beteiligung von Frauen in der Politik und Wirtschaft führt zu besseren Klimaschutzmaßnahmen und geringeren Kohlendioxidemissionen. Weibliche Führungskräfte fördern nachhaltige Praktiken und tragen zu einer gerechteren Klimapolitik bei. Ein Anstieg um eine Einheit auf dem internationalen Women’s Political Empowerment Index führt zu einem Rückgang der Kohlenstoffemissionen des Landes um 11,5 Prozent. Länder mit einem höheren Frauenanteil im Parlament schließen mit größerer Wahrscheinlichkeit Umweltverträge ab. Sitzen mehr Frauen im Vorstand, investiert ein Unternehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit in erneuerbare Energien und misst und reduziert wahrscheinlicher Kohlenstoffemissionen. Das ergab eine Analyse von 1 500 Unternehmen.
Mit genau welchen Mechanismen Frauen in Führungspositionen mehr für die Umwelt erreichen, ist unklar. Doch Forschende vermuten, dass es damit erklärt werden kann, dass sich Frauen stärker um die Umwelt sorgen.
5. Frauen sind wichtig für die Demokratie
Das Engagement von Frauen ist wichtig für die Demokratie – sie setzen andere klimafreundlichere Schwerpunkte: Klima- und Sozialfragen sind für Frauen wichtiger als für Männer, doch genau diese Fragen gehören nicht zu den Kernthemen von rechtspopulistischen Parteien. Deren Ideen gefährden nicht nur den Schutz von Frauen sowie die Bewahrung von Frauenrechten. Sie richten sich in der Regel auch gegen die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung von Natur- und Klimaschutzmaßnahmen. Der Anstieg antidemokratischer Bewegungen gefährdet nicht nur den Klimaschutz, sondern auch die Rechte und Sicherheit von Frauen. Frauen, die sich für den Klimaschutz engagieren, werden oft angegriffen und bedroht, was ihre politische und gesellschaftliche Teilhabe erschwert.