Mit Maschinenpistole, Trenntoilette und Graupentopf: Preppen für den Untergang

Unternehmen und rechte Akteur:innen schalten in den Panikmodus: Zur „Krisenvorsorge“ verkaufen sie Produkte und säen Misstrauen gegenüber dem Staat. Widerhall gibt das in der wachsenden deutschen „Prepper“-Szene.

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Szene aus dem Prepper-Webinar der Firma Kettner Edelmetalle: Zwei Männer sitzen in einem Studio mit voller Utensilien wie Notfall-Medikamenten und einem Benzinkanister. Die Wand im Hintergrund ist mit einem Tarnnetz ausstaffiert, daran hängt die Attrappe einer Maschinenpistole. Der Mann rechts im Bild trägt Outdoor-Kleidung und führt eine Trenntoilette vor.

„Es sind unsichere Zeiten. Die Bedrohung durch Blackouts, Bürgerkriege und sogar Atomschläge nimmt zu. In einer Welt voller Krisen und Katastrophen können Du und deine Familie hart getroffen werden. Jetzt ist die Zeit gekommen, sich vorzubereiten.“ Das „Live-Prepper-Seminar“ beginnt in einer Stimmung, die düsterer kaum sein könnte. „Alles steht auf dem Spiel“, betont der Sprecher des dramatischen Einspielfilms. „Nur die Mutigen“ sollten jetzt online dabeibleiben. Menschen, die bereit sind, „ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“.

Wer das in keinem Falle ist, macht Goldhändler Dominik Kettner, der Gastgeber des Abends, gleich in den ersten Minuten klar: Alle, die „Enteignungen für eine Verschwörungstheorie halten oder “die Kriegspropaganda der Grünen und der aktuellen Ampelregierung geil finden„. Auch für “öffentlich-rechtliche Redakteure„ hat Kettner nur eine knappe Botschaft parat: “Ihr seid hier falsch.„ Preppen, vom englischen to prepare, bedeutet, sich vorzubereiten: Kein Thema für jeden.

Der Ton ist damit gesetzt für die mehr als viereinhalb (!) Stunden, in denen der Unternehmer an diesem Dienstagabend Ende Mai eine Krise nach der anderen heraufbeschwört – gemeinsam mit dem “Krisenvorsorgeexperten„ Stefan Spiegelsperger, der sonst als “Mr. Blackout" auf YouTube Tipps für mehr oder weniger reale Katastrophen gibt. Beide sitzen in einem Studio vor einer mit Tarnnetzen ausstaffierten Wand, lachen, feixen und prosten sich zu, während sich im Regal hinter ihnen die Graupentopf-Konserven stapeln und just in der Mitte des Bildes die Attrappe einer Maschinenpistole hängt.

Zwei Anzeigen der Firma Kettner Edelmetalle auf der Social-Media-Plattform X zeigen das düstere Motiv einer aus einer offenbar zerstörten Stadt fliehenden Familie mit wehender Deutschland-Flagge sowie zwei Männer in Outdoor- und Camouflage-Kleidung
Brachiale Werbung: Mit düsteren Motiven wies der Goldhändler Kettner auf X auf sein Prepper-Webinar im Mai 2024 hin.
Der als „Mr. Blackout“ bezeichnete „Krisenexperte“ Stefan Spiegelsperger hält die geöffnete Kunststoff-Attrappe einer Maschinenpistole in der Hand und präsentiert eine Luftpistole, die in die Attrappe hineingelegt war. Im Hintergrund stapeln sich in einem Regal Konservendosen u.a. mit Graupentopf.
Zu später Stunde enthüllt Stefan Spiegelsperger aka „Mr. Blackout“: Die vermeintliche Maschinenpistole ist eine Attrappe – in der eine echte Luftpistole lag. Im Hintergrund: Graupentopf-Konserven.
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