„Massive Irreführung“: Bild-Redaktion kassiert Rüge für stigmatisierende Bürgergeld-Berichte

In mehreren Artikeln weckte Bild den Eindruck, die Mehrheit der Bürgergeld-Beziehenden sei grundsätzlich arbeitsfähig, aber faul. Auch nach öffentlicher Kritik machte die Redaktion einfach weiter – und kassierte dafür nun eine Rüge vom Deutschen Presserat.

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Collage aus Schlagzeilen und Textausschnitten von bild.de-Artikel über das Bürgergeld, in der Mitte die große Schlagzeile: „Immer öfter Stütze statt Arbeit“

Einen Satz, mehr war dem Axel-Springer-Verlag das Thema nicht wert. „Wir stehen zu unserer redaktionellen Berichterstattung und haben ihr nichts hinzuzufügen“, richtete eine Sprecherin auf Anfrage im Juni vergangenen Jahres aus. Konkrete Fragen ließ sie unbeantwortet, dabei hatte die Redaktion von Springers Boulevardblatt Bild ihrem Publikum wiederholt Sozialneid statt Fakten präsentiert und die Debatte über das Bürgergeld gehörig verzerrt.

Etwas hinzuzufügen hatte nun aber der Deutsche Presserat. Im März entschied er, drei Artikel der Redaktion öffentlich zu rügen. Der Presserat ist das Selbstkontrollorgan der deutschen Print- und Onlinemedien, die öffentliche Rüge die höchstmögliche Stufe der Kritik an Medienberichten. Verhältnismäßig scharfe Worte verbreitete der Presserat zudem bei seiner Bekanntgabe der Rüge: Er warf Bild eine „massive Irreführung der Leserschaft und eine Stigmatisierung“ von Bürgergeld-Beziehenden vor. Die Redaktion verstoße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht, die im Pressekodex – den etablierten ethischen Standards für Journalismus – verankert ist.

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