24-Stunden-Pflege: Das falsche Versprechen.

Wie kann die Betreuung durch ausländische Pflegekräfte fair gestaltet werden?

vom Recherche-Kollektiv die ZukunftsReporter:
8 Minuten
Ausländische Pflegekräfte sollen alles machen: Staubsaugen, Essen servieren, Gesellschaft leisten.

Stellen wir uns einmal vor, die sogenannte 24-Stunden-Pflege wäre rechtlich anerkannt. Familien müssten sich nicht im Dschungel undurchsichtiger Agenturen zurechtfinden und könnten sicher sein, dass die ausländischen Betreuerinnen legal arbeiten. Die Pflegeversicherung würde sich an den Kosten beteiligen. Wären dann alle Probleme gelöst? Ein Zukunftsszenario der ZukunftsReporter.

„Ihr Lächeln sieht nett aus“, denkt Jasmin Leitner und schaut sich das Foto genauer an. Eine junge Frau, dunkelblonde Haare, Ohrstecker, eher der unscheinbare Typ. Aber das Lächeln strahlt Wärme aus, das gefällt ihr. Sie liest, wie die Frau sich selbst beschreibt: Marina, 23 Jahre, aus einer Kleinstadt in Rumänien. Sie gibt an, ihre Großmutter gepflegt zu haben und ein bisschen Deutsch zu können. Sprachkenntnisse wären gut, denkt Jasmin Leitner. Sie legt den Bewerberbogen auf den Stapel möglicher Kandidatinnen und blättert weiter. Ana aus Slowenien ist Ende 50, betreut seit Jahren alte Menschen in Deutschland und hat viel Erfahrung – aber sie ist teurer als Marina. Vanja aus Bulgarien hat früher sogar mal als Pflegerin gearbeitet, das erhöht den Preis deutlich. Jasmin nimmt sie trotzdem in die engere Wahl – noch weiß sie nicht so richtig, nach welchen Kriterien sie entscheiden soll.

Die Not der Familien

Sie weiß nur, dass sie Not hat. Der Vater ist demenzkrank, bisher hat sich die Mutter gekümmert, aber die Krankheit schreitet voran. Der Vater zieht Kleidungsstücke wirr übereinander und vergisst, ins Bad zu gehen. Mal sitzt er wie abwesend auf dem Sofa, dann tigert er stundenlang in der Wohnung herum. Die Mutter müsste nach ihm gucken, ihm helfen, aber sie kann nicht mehr. Jasmin lebt zu weit weg, um jeden Tag mitanzupacken. Eine Stunde Fahrt pro Stecke, das geht mal, aber nur selten. Als Abteilungsleiterin einer Versicherung sind die Arbeitstage oft lang. Jasmin hat lange mit sich gerungen, doch ihr ist klar: Sie kann sich nicht um ihre Eltern kümmern. Aber wer dann?

Jasmin sitzt in der Pflegeberatungsstelle, den Stapel Bewerberinnenprofile vor sich. Im Gespräch mit der Beraterin wurde klar: Es reicht nicht, wenn ab und zu jemand nach dem Vater sieht, er muss ständig beaufsichtigt werden.

Hier kommen Marina, Ana und Vanja ins Spiel. Eine der Frauen soll bei den Eltern einziehen und sich um sie kümmern. Im Internet werben Firmen immer noch mit 24-Stunden-Pflege aus dem Ausland. Sie versprechen eine Rund-um-die Uhr-Versorgung, doch die bunten Bilder glücklicher Menschen wecken Jasmins Zweifel. Ob das wirklich alles so toll funktioniert?

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