Fahrradstadt Nordhorn: Ein Radverkehrsanteil von 40 Prozent reicht Politik und Verwaltung nicht

Radfahren geht auch in ländlichen Regionen. In der 55.000-Einwohnerstadt werden 40 Prozent aller Wege bereits mit dem Rad zurückgelegt. Der Anteil soll weiter steigen.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
6 Minuten
In der Mitte der Fußgängerzone befindet sich ein Springbrunnen

Mit einem Radanteil von 40 Prozent ist Nordhorn schon lange Fahrradstadt. Aber die 55.000-Einwohnerstadt im Südwesten Niedersachsens, nahe der niederländischen Grenze, will diesen Anteil noch weiter steigern. Der Rückhalt aus der Politik ist da. Die meisten Gemeindevertreter sind im Alltag selbst mit dem Fahrrad unterwegs. Ihr Bürgermeister, Thomas Berling (SPD), hat schon vor langer Zeit seinen Dienstwagen abgeschafft. Er fährt zu fast all seinen Terminen mit dem Fahrrad. Muss er nach Berlin oder Hannover, nimmt er die Bahn oder nutzt Carsharing.

Während viele Städte in Deutschland noch von einem lückenlosen Radwegenetz träumen, hat Nordhorn davon bereits zwei – ein grünes und ein rotes. Ersteres ist das sogenannte Komfortnetz und verläuft entlang der vielen Kanäle und dem Fluss Vechte. Das rote erstreckt sich entlang der Hauptverkehrsstraßen.

Für die Stadt, zwei Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt, hat der Stadtbaurat, Thimo Weitemeier den Planungsgrundsatz aufgestellt: Der Weg vom Wohnort in die Innenstadt muss per Rad unschlagbar schnell sein. Deshalb werden neue Wohngebiete in Nordhorn so geplant, dass RadfahrerInnen und FußgängerInnen Vorrang haben und auf den kürzesten Wegen ans Ziel kommen. Ihnen stehen über 20 Brücken zur Verfügung, um die Vechte und die Kanäle zu überqueren, dem Autoverkehr dagegen nur drei. Damit noch mehr Menschen in Nordhorn aufs Rad umsteigen, sollen die Schwachstellen im Netz konsequent ausgemerzt werden.

Vorfahrt für den Radverkehr

Dafür wurde im Jahr 2019 eine der Hauptrouten der Stadt, Am Verbindungskanal, in den „Komfortradweg“ umgebaut. Dieser verbindet auf einer Länge von sieben Kilometern mehrere Stadtteile und den Norden mit dem Süden der Stadt. Allerdings war die Breite von 1, 80 Meter auf einem Teilstück der Strecke für die stetig wachsende Zahl an Radfahrenden zu gering. Weil eine Lindenallee dort den Kanal säumt, entschied sich die Verwaltung für den Bau eines parallel verlaufenden zweiten Radwegs.

Eine Frau und ein Mann radeln einen Radweg an einem Fluss entlang
Nordhorn hat nicht nur ein, sondern gleich zwei Radwegenetze. Das grüne führt entlang der Kanäle und dem Fluss Vechte.
Eine Frau überquert mit ihrem Fahrrad eine Straße und biegt auf einen Rad- und Fußweg ab
Vor dem Umbau: Hier mussten Radfahrende absteigen und dem Autoverkehr Vorfahrt gewähren
Ein Mann fährt über einen rot markierte Radweg, ein Auto hält an dem Vorfahrtsschilf
Seit dem Umbau hat der Radverkehr hier freie Fahrt.
Ein Radfahrer fährt über einen Radweg
Vor dem Kreisel wird der Radverkehr auf die Fahrbahn geleitet
Eine Radfahrerin fährt in einem Kreisel auf der Straße
Seit dem Umbau fahren die Radfahrenden in dem Kreisel auf der Fahrbahn
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