Chinas neuer Megahafen in Peru: Ein zweites Shanghai oder Neokolonialismus?

Die chinesische Staatsreederei Cosco eröffnet am Donnerstag im peruanischen Chancay einen Megahafen. Er ist Teil der Seidenstraßen-Strategie am Pazifik und sichert Chinas Rohstoffnachschub. Perus Politiker sind willfährig, und eine Kleinstadt kommt dabei unter die Räder.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
11 Minuten
Ein Loch im grünen Sichtschutzgitter, dahinter eine Baustelle, LKWs, Kräne, Bagger in einer Wüstenlandschaft am Meer.r

William Jurado steht knöcheltief im Wasser. Wassersalat umspielt die Beine des drahtigen 62-jährigen. Ein paar Enten ziehen ihre Bahnen, in der Luft streiten sich kreischende Möwen. Reiher suchen am seichten Ufer nach Beute. Die Luft schmeckt nach Salz, der Pazifik ist keine hundert Meter entfernt. Die sanfte Herbstsonne taucht die Szene in ein warmes Licht.

Das Feuchtgebiet von Santa Rosa, rund 60 Kilometer nördlich der peruanischen Hauptstadt Lima, ist eine kleine Oase mitten in der pazifischen Küstenwüste. Knapp 80 Fußballfelder groß, ist sie die Heimat für Dutzende verschiedener Vogelarten, Fische, Pflanzen und Insekten und ein wichtiger Rastplatz für rund 40 verschiedene Arten von Zugvögeln.

Ein älterer Mann mit Basebalkappe, Hemd und blauem Pullunder zeigt auf ein grünes Feuchtgebiet inmitten der Wüste.
William Jurado zeigt auf die Vögel, die im Feuchtgebiet von Santa Rosa eine Oase gefunden haben inmitten der Küstenwüste Perus.
Ein Tunneleingang, links davon eine Entlüftungsanlage und ein Transportband, davor Baucontainer.
Auf der Baustelle des chinesischen Megahafens: Cosco sprengte einen Tunnel unter einem Wohngebiet, um den Hafen an die Panamericana-Route anzuschließen.
Eine Weltkarte, auf der Shanghai in China und Chancay in Peru eingezeichnet sind.
Chancay soll zum neuen Superhub Chinas in Lateinamerika werden.
Ein Blick im Abendlicht auf die Bucht und Strandpromenade von Chancay.
Chancay ist eine Stadt mit rund 60.000 Einwohnern. Tourismus, Landwirtschaft und Fischfang sind bislang die wichtigsten Einnahmequellen. Berühmt war der Ort für seine malerische Bucht mit den sanften Wellen. Strand und Wellen sind durch das Ausbaggern und die Wellenbrecher für den Hafen verschwunden.
Ein grossgewachsener Mann mit Bauhelm láchelt in die Kamera und deutet auf Werbetafeln mit chinesischen Schriftzeichen. Dahinter führt ein Pier in den Pazifik.
Manager Mario de las Casas erhofft sich von dem chinesischen Hafen einen Entwicklungsschub für die Region und sein Land Peru. Hier am Pier vor chinesischen Werbetafeln.
Eine Frau im mittleren Alter und mit rosa T-Shirt bekleidet blickt auf eine sonnige Bucht mit Fischerbooten .
Die Künstlerin und Aktivistin Miriam Arce ist eine der Anführerinnen des Widerstands gegen den Megahafen von Cosco in Chancay. Hier der Blick von ihrem Garten über die idyllische Bucht, in der bald Supertanker anlegen werden.
Aktivistin Miriam Arce in der Bildmitte. Links von ihr ein langer, grüner Bauzaun, rechts der Blick auf die Bucht von Chancay, in der Fischerboote dümpeln.
Links der Bauzaun hinter dem der chinesische Megahafen entsteht, rechts die Bucht von Chancay, die bislang Magnet für Touristen und Ausgangspunkt für die Fischer war. Beide Wirtschaftssektoren können nicht mit dem Megahafen koexistieren.
Blick auf den Tunnel, der unter dem Dorf verläuft und den Hafen mit der geplanten Freihandelszone und der Überlandstrasse Panamericana verbindet.
Hinter dem Hafen soll eine riesige Freihandelszone entstehen mit Lagerhallen und Fabriken. Ein Tunnel unter dem Dorf von Chancay verbindet die Überlandstrasse Panamericana mit der Freihandelszone.
„Nein zu den Sprengungen“ steht auf Protestschildern an einem Haus in Chancay nahe der Baustelleneinfahrt für den Megahafen.
Anwohner protestierten gegen die Sprengungen und die Belästigung durch die Bauarbeiten. Hier Protestplakate an einem Haus.
Ein LKW fährt an einem Bauzaun entlang durch Chancay
Seit drei Jahren donnern schwere Laster durch das Dorf, und Sprenungen erschütten die Häuser. Zwei stürzten ein, über 200 trugen Schäden davon.
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!