Kampf um Pressefreiheit im Krieg: Ein Gespräch mit „Kyiv Independent“-Chefin Daryna Shevchenko

Daryna Shevchenko leitet das ukrainische Onlinemedium „Kyiv Independent“. Im Interview spricht sie über ihre Herausforderungen als junge CEO in der ukrainischen Medienbranche, den Druck durch staatliche Kontrolle und ihre Ungeduld, immer wieder vor der imperialen Politik Russlands zu warnen. Ein ungeschönter Einblick in ihre tägliche Arbeit und die Bedeutung der Pressefreiheit.

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Daryna Shevchenko ist die CEO des „Kyiv Independent“.

Frau Shevchenko, Sie sind eine sehr junge Geschäftsführerin…

Daryna Shevchenko: Na ja, ich werde bald 35.

Was wir in diesem Zusammenhang als jung bezeichnen würden. Wie schwierig ist es für Sie als junge, weibliche Geschäftsführerin in einer von Männern dominierten Branche?

Nur für den Kontext: In der Ukraine ist die Medienbranche von Frauen dominiert. Zwar nicht in den Spitzenpositionen, aber dennoch: In der Ukraine gibt es viel mehr Frauen in den Medien als in anderen Ländern. Außerdem ist die Medienbranche in der Ukraine sehr jung. Für das westliche Publikum und die Stakeholder sehe ich wie eine junge Chefin aus. Aber in der Ukraine sind die meisten Führungskräfte etwa in meinem Alter.

Warum ist das so?

Nun, dafür gibt es einige traurige Gründe. Erstens wird nicht viel gezahlt. Deshalb ist der Beruf von Frauen dominiert. Und deshalb ist er so jung. Wenn Sie wirklich für Ihre Familie sorgen wollen, bleiben Sie nicht allzu lange dabei. Die Spitzenpositionen sind in der Regel gut bezahlt und das Leben in der Ukraine ist einigermaßen günstig. Aber als normal angestellter Journalist wird man schlecht bezahlt, vor allem in den ländlichen Regionen. In der Außenwelt bin ich in der Regel die jüngste CEO in der Gruppe.

Wie fühlt sich das für Sie an?

Es ist lustig für mich, aber in gewisser Weise auch traurig. Ich glaube, ich bin an einem Punkt, an dem ich nicht mehr um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Das habe ich schon vor einer Weile bewiesen. Ich bin übrigens auch sehr direkt. Ich komme sehr schnell zur Sache, was den Menschen in den westlichen Kulturen oft ein wenig unangenehm ist.

Das Kernkraftwerk in Saporischschja.
Im März 2022 wurde das Kernkraftwerk in Saporischschja, im Süden der Ukraine, das erste Mal beschossen.
Borodjanka, Region Kiew im April 2022. Ein ausgebrannter russischer Schützenpanzer nach der Befreiung der Region von russischen Truppen.
Borodjanka, Region Kiew im April 2022. Ein ausgebrannter russischer Schützenpanzer nach der Befreiung der Region von russischen Truppen.
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