Naturschutz: Um den Amazonaswald zu retten, muss sich auch das westliche Denken ändern

Die Umwelt als kosmopolitisches Netzwerk

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
7 Minuten
Indigene Illustration der Welt als in drei Bereiche eingeteilt: Luft, Erde und Unterwasserwelt. Auf der untersten Ebene ist ein Schamanenhocker zu sehen, darüber eine Schlange und der Fluss und wieder darüber die Erde mit Bergen und Wald. Über allem ein Wesen, das eine Tonschale und einen Zigarrenhalter trägt.

Wollen wir den Amazonasregenwald retten, müssen wir indigenes Wissen integrieren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der US-Wissenschaftszeitschrift Science, bei der mehrere indigene Wissenschaftler:innen vom Oberen Rio Negro beteiligt waren. Obgleich erwiesen ist, dass die indigene und lokale Gemeinschaften die stabilsten und gesündesten Ökosystemen der Erde verwalten, fällt es uns immer noch schwer, ihr Wissen zu verstehen. Entweder wird es idealisiert oder als Hokuspokus abgetan.

In einem gemeinsamen Artikel fordern nun indigene und nicht-indigene Forscher:innen die internationale Wissenschaftsgemeinschaft auf, transdisziplinär und interkulturell zusammenzuarbeiten, um die Naturschutzforschung, -politik und -maßnahmen zu verbessern.

Ich fasse die im Dezember 2024 erschienene Studie und ihre wichtigsten Ergebnisse hier zusammen und illustriere sie, wo es möglich ist, mit Beispielen.

Indigener Naturschutz funktioniert besser

Wie wir aus verschiedenen Studien wissen, weisen indigene Territorien weniger invasive Arten und eine größere Vielfalt auf und können besser ökologische Degradation und Abholzung verhindern und schützen dadurch bedrohte Primatenarten. Mindestens ein Drittel aller verbleibenden „natürlichen“ Gebiete werden durch Indigene Völker erhalten.

Den effektiveren Naturschutz erreichen die Indigenen durch ihr „tiefes Wissen“, das Pflanzen und Tiere nutzt und gleichzeitig schützt. Doch: Was machen die Indigenen anders?

Indigene Völker haben eine andere Beziehung zu Territorien und Ökosystemen als westliche Gesellschaften. Ihr Wissen basiert auf der Erfahrung und auf einem „tiefen Verständnis“ der ökologischen Zusammenhänge. Indigene betrachten die Natur als ein Netzwerk von Beziehungen, in dem Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt miteinander verbunden sind. Diese holistische Sichtweise fördert ein Gleichgewicht und eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen. Sie steht im Gegensatz zum anthropozentrischen Ansatz der westlichen Wissenschaft, in der die Natur vom Menschen ausgebeutet werden kann.

Ein Strand mit vier Kanus im Vordergrund vor Stromschnellen.
São Gabriel da Cachoeira ist eine Gemeinde in der Region des Oberen Rio Negro, die zu 80 Prozent von Indigenen bewohnt wird. Neben dem Portugiesischen sind drei indigene Sprachen anerkannt: Nhengatu, Tucano und Baniwa.
ein junger indigener Mann und ein sehr alter sehen sich an
Centro de Medicina Indígena com Bahsese- der religiöse Spezialist Duhpo (Manoel Lima) mit João Paulo Barreto, einem der Verfasser der Studie.
Ein alter indigener Mann hebt die Hände vor sein Gesicht
Der Schamane (Kumu) Duhpo Tuyuka (Manoel Lima) mit João Paulo Barreto, einem Ko-Autor der Studie im Centro de Medicina Indígena com Bahsese
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