Post aus Los Angeles: Freude, Hoffnung, Dunkelheit – zwischen Kamala Harris und Donald Trump

Hier erzählen unsere Korrespondentïnnen, was sie und die Menschen in ihrem Teil der Welt bewegt. Heute: Weltreporterin Kerstin Zilm über den nach wie vor nervenaufreibenden US-Wahlkampf

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
5 Minuten
Junge Frau sitzt auf einer Weltkugel und tippt in ihren Laptop.

„Die Hoffnung macht ein Comeback!“ hat Michelle Obama auf dem Parteitag der Demokraten den Delegierten zugerufen. Sie sprach mir damit aus dem Herzen. So viel ist passiert, seit ich zuletzt hier über den US-Wahlkampf geschrieben habe. Da war ich höchst frustriert und konnte kaum noch schlafen angesichts der Wahl zwischen Joe Biden und Donald Trump. Inzwischen wurde US-Präsident Biden mehr oder weniger ehrenhaft aus dem Wettbewerb mit Trump verabschiedet. Kamala Harris begeistert plötzlich Zehntausende mit ihrem Charme, ihren Reden, ihrem Vize-Kandidaten Tim „Coach“ Walz und sogar mit ihrem Lachen, über das sich bis vor Kurzem noch viele lustig machten. Von Donald Trump hört man deutlich weniger. Und ich habe meinen Antrag auf die US-Staatsbürgerschaft eingereicht.

Freiheit und Freude gegen Verbote und Dunkelheit

Heißt das, ich schlafe nun wieder tief und fest und habe nur noch gute Träume? Weit gefehlt. Denn: Vieles ist ja auch gleich geblieben. Donald Trump ist nach wie vor im Rennen. Er hat weiterhin Millionen Anhängerïnnen, die ihn trotz seiner schlechten Laune, seiner Hasstiraden, seinem Jammern, seiner Lügen, seiner Ankündigung von Massendeportationen und seines Versprechens einer Diktatur am ersten Amtstag wieder zum Präsidenten wählen wollen. Laut Studien bleibt das Rennen knapp, manche Umfragen sehen Kamala Harris sogar schon wieder Stimmen verlieren, die sie mit der Euphorie um ihren Wahlkampf voller „Freude“ eingesammelt hatte.

In einem Vorgarten steht ein blaues Schild mit der Aufschrift „Harris, President, KamalaHarris.com“.
Überall in den USA sind Wahlkämpferïnnen unterwegs, um die Basis und Unentschlossene zu mobilisieren. Dazu gehören Flugblätter, Poster und Schilder für den Vorgarten.
Ein weißer Mini-Van mit mehreren Trump-Aufklebern steht an einem Bürgersteig.
In meinem Viertel gibt es auch einige Trump-Anhänger, nicht alle zeigen ihre Wahl so offen, wie dieser Nachbar.
Eine Frau hält eine Broschüre mit dem Titel „Preparing for Naturalization Test“ in die Kamera und lächelt.
Fürs Vorbereiten auf das Interview mit den Einwanderungsbehörden habe ich dies Heft mit 100 Fragen zu Geschichte, Verfassung und Bevölkerung der USA bekommen.