Goldbergbau in Kenia: Männer und Frauen suchen in kaum gesicherten Stollen ihr Glück

Vor allem im Westen des ostafrikanischen Landes ist der Goldrausch ausgebrochen. Menschen buddeln sich in Gärten und Brachflächen in die Tiefe. Die Stollen sind schlecht gesichert, der Gebrauch von Quecksilber gefährdet Gesundheit und Umwelt.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
7 Minuten
Eine Gruppe von Männern vor einer Grube, darüber ist eine Hebevorrichtung wie bei einem Brunnen. Es ist der Einstieg zu ihrem Stollen.

Auf der Suche nach Gold riskieren tausende Kenianerinnen und Kenianer ihr Leben und ihre Gesundheit. Die Initiative Fairtrade versucht, Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Umweltschutz zu verbessern. Aber der Weg dahin ist schwierig.

In etwa 20 Meter Tiefe zwängt sich John Serama durch eine leicht abschüssige Röhre im Erdreich. Hier unten ist es heiß und dunkel, nur Johns Taschenlampe gibt etwas Licht. Der 30-jährige Kenianer ist auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz: dem Fels am Ende des Stollens. Mit Hammer und Meißel schlägt er jetzt auf das Gestein ein, achtet auf jedes viel versprechende Schimmern. Noch glänzt da nichts. „Das hier ist wertloses Material. Das müssen wir erst abräumen, ehe wir auf goldhaltige Schichten stoßen.“ John hat einen Knochenjob. In der Enge kann er mit dem Werkzeug kaum ausholen. Seine Kollegen, die über Tage auf den Schichtwechsel warten, haben immerhin ein Gebläse angemacht – eine Art großen Fön – und leiten Luft in den Stollen, damit die Arbeiter unten wenigstens etwas besser atmen können. Zwei Stunden lang muss John durchhalten, dann klettert er wieder nach oben.

Einige Goldwäscherinnen und Goldwäscher hocken vor einer Wasserstelle. Den Staub aus dem Erdreich waschen sie mit quecksilberhaltigem Wasser.
Goldwäscher waschen das zu Staub gemahlene Gestein in einer Mischung aus Wasser und Quecksilber.

Überall wird gegraben und gebuddelt

John Serama arbeitet im Goldgürtel im Südwesten Kenias, in der Region Migori. Hier wird buchstäblich überall auf eigene Faust gebuddelt, geschürft und gewaschen – ohne dass jemand den Bergbau reguliert. Von der Landstraße aus sind in dem Ort Masara erst nur die üblichen kleinen Hütten zu sehen: Garküchen, kleine Läden, Motorradwerkstätten. Einziger Hinweis darauf, dass an diesem kleinen Einkaufszentrum etwas Besonders ist: Schon am Vormittag dröhnt Musik aus etlichen Boxen, als gäbe es etwas zu feiern. Und in der Luft hängt der Geruch von Alkohol. Auch John hat eine deutlich wahrnehmbare Fahne. Vor dem Abstieg in den Stollen habe er sich etwas Changaa genehmigt, gibt er auf Nachfrage zu: den illegal gebrannten, hochprozentigen Alkohol, der kaum etwas kostet aber verboten ist, weil er schwere Schäden hervorrufen kann. John erzählt, dass er jedes Mal etwas trinkt, bevor er in die Goldgrube steigt. „Aus Angst. Deshalb benutzten wir hier Alkohol und den Rest.“

Mit dem „Rest“ meint er Marihuana und was der Markt an Drogen sonst noch so hergibt. Dass der Familienvater seine Angst betäubt ist verständlich: Er arbeitet erst seit einem Jahr als Schürfer, hat aber durch Unfälle in Minen schon fünf Menschen sterben sehen. Dass er selbst davon kam, ist reines Glück.

Ein Frau beugt sich über ein feuchtes Stück Sisal, das auf einer Art Rutsche liegt, die in ein Wasserbecken führt.
Jane Akinyi siebt den nassen Stand durch ein Stück Sisal, bis Staub übrig bleibt.
Drei Goldschürfer sitzen am Eingang eines Stollens. Sie tragen Helme, der Eingang des Stollens ist mit Holz offenbar gut gesichert. Schienen führen ins Innere.
Goldschürfer am Eingang der Fairtrade-Goldmine in Cuatro Horas in der Provinz Chaparra in Peru.
Porträt von Claudia Brück
Claudia Brück leitet die Initiative Fairtrade
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