Kenia: Zerstörung eines Slums für „Highway der Reichen“ in Nairobi

Für den Bau einer Schnellstraße wurden 40.000 Menschen obdachlos. Von der kenianischen Regierung können sie keine Hilfe erwarten.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
8 Minuten
Am rechten Straßenrand des Expressways ein ovales Hochhaus, links weitere Hochhäuser dicht beieinander. Die Straße ist komplett leer.

In der kenianischen Hauptstadt Nairobi haben etwa 40.000 Menschen ihre Häuser verloren. Sie mussten einem ehrgeizigen Bauprojekt weichen: Die kenianische Regierung hat mit dem chinesischen Staatsunternehmen China Roads and Bridge Corporation einen Expressway gebaut, der Mitte Mai eröffnet wurde.

Olfa Nyagisera steht vor einem dreieckigen Gebilde und zieht eine Plastikplane zur Seite. Sie zeigt in das Innere. „Das hier ist mein Zelt“, erklärt sie. „Hier schlafe ich mit meinem Mann und meinen beiden jüngsten Kindern.“ Direkt daneben und gegenüber stehen drei weitere Zelte. „In diesen beiden hier schlafen jeweils zwei meiner älteren Kinder“, erklärt Nyagisera. „Mein Mann und ich haben sechs Kinder.“ Ein weiteres Zelt nutzt sie als Vorratsraum für Feuerholz zum Kochen, für die Kleidung der Familie und eine Schüssel zum Wäschewaschen. „Zelt“ ist allerdings ein großes Wort für die Behelfsunterkünfte, in denen Nyagiseras Familie seit sieben Monaten wohnt. Sie und ihr Mann haben aus hölzernen Stangen dreieckige Gerüste gebaut und sie dann mit Säcken und Plastikplanen gedeckt, sie haben genommen, was sie finden konnten. Die „Zelte“ sind so klein, dass zwei Erwachsene gerade mal nebeneinander liegen können.

Eine junge Frau sitzt in einer Art Zelt, das so klein ist, dass sie den Eingang fast ausfüllt.
Seit sieben Monaten haust Olfa Nyagisera in dieser Notbehausung. Ihr Haus wurde mitsamt dem Slum Mukuru Kwa Njenga zerstört.
Zwischen Schutt und Zelten sitzt eine Familie auf dem Boden zusammen.
Im Slum Mukuru Kwa Njenga findet nun notgedrungen alles im Freien statt.
Die Architektur an der Auffahrt zum Expressway ist chinesisch geprägt, die Dächer beispielsweise leicht geschwungen.
An der Auffahrt zum Expressway in Nairobi ist die Handschrift der chinesischen Baufirma unverkennbar.
Fotografiert wurde aus dem fahrenden Auto heraus, die Schnellstraße ist komplett leer.  Das Auto fährt gerade auf etliche Hochhäuser zu.
In Nairobi sind in den vergangenen Jahren viele Hochhäuser entstanden, der neue Expressway führt daran vorbei.
Eine Mutter gibt ihrem Kind die Flasche. Sie sitzt auf einer Betonfläche, offensichtlich die Bodenfläche eines Hauses, das mit allen anderen im Slum Mukuru Kwa Njenga zerstört wurde.
Immerhin die Bodenplatte eines Hauses hat die Zerstörung des Slums Mukuru Kwa Njenga überstanden.
Zwischen den Zelten und über den Schutt sind viele Leinen mit frisch gewaschener Wäsche gespannt.
Nach der Zerstörung ihrer Hütten im Slum Mukuru versuchen die Menschen, ihre Wäsche trotz des ganzen Staubs und Schutts möglichst sauber zu halten.
Mit Holzstangen hat Nyagisera Boxen für ihre drei Kühe abgetrennt.
Die Kühe von Olfa Nyagisera leben nun zwischen dem Schutt in Mukuru Kwa Njenga in Verschlägen.
Vor einem der notdürftig errichteten Zelte streckt sich ein braunes Huhn. Rechts und links Schutt, im Hintergrund Wäsche auf der Leine.
Immerhin ein Huhn hat jemand bei der Zerstörung des Slums Mukuru Kwa Njenga retten können.
Wie auf einem roten Teppich läuft der Verkehr über den Expressway am Flughafen ein, denn der Straßenbelag ist rot gefärbt.
In Nairobi führt der neue Expressway bis zum internationalen Flughafen.
Ein Blick über die Stadt, die Sonne geht gerade unter. Etliche Hochhäuser säumen den neuen Expressway, der tief unter der Position des Betrachtenden liegt.
Der Blick auf den neuen Expressway aus einem der Hochhäuser von Nairobi.
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