„Nicht nur Opfer“: Frauen und Extremismus im Maghreb

Wie Europa diskutieren auch die Maghreb-Staaten darüber, wie sie Extremisten umgehen, die in Syrien und dem Irak für radikalislamistische Gruppen gekämpft haben und nun zurückkehren. Selten wird in diesem Zusammenhang dabei die Rolle von Frauen beleuchtet, obwohl sie sowohl Opfer als auch Akteurinnen radikaler Bewegungen sind.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
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Ein gepanzertes Polizeifahrzeug, in dem mehrere Polizisten mit Maschinengewehren im Anschlag zu sehen sind

„Frauen werden oft als Opfer gesehen, als ‚Kollateralschaden‘ der Radikalisierung, von denen keine Gefahr ausgeht, da sie keine Kämpferinnen sind“, so der marokkanische Forscher Farid El Asri während einer Konferenz, die UN-Women zu Genderfragen und Extremismus im Maghreb in Tunis organisiert hatte. Deshalb werde ihnen oft zu wenig Beachtung geschenkt, wenn es Radikalisierung oder Prävention gehe. Vorgestellt wurden auf der Tagung neben einer umfangreichen Studie zur Situation in Libyen auch Berichte aus Tunesien und Marokko.

Frauen als Opfer radikaler Ideologien

Radikale Ideologien gehen oft mit Gewalt gegen Frauen einher, so Faiza Basha, eine der Forscherinnen der Libyen-Studie, bei der mehr als 300 Personen in verschiedenen Teilen des politisch gespaltenen Landes befragt wurden. „Alter, Gender oder wie stark religiös die Menschen waren, hat keine Rolle gespielt, wenn es um darum geht, wie sich die Teilnehmer zu gewalttätigem Extremismus positioniert haben“, so Bacha. Sexistische Überzeugungen und die Befürwortung von Gewalt gegen Frauen korrelieren jedoch eindeutig mit Extremismus, so die Studie. Eine Beobachtung, die Bachas tunesische Kolleginnen teilen. Dass in der ganzen Region die Gender-Rollen im Umbruch und Frauen zunehmend in der Öffentlichkeit und in Verantwortungsposition präsent sind, führe dazu, dass Frauen von Extremisten bewusst in öffentlichen Diskursen herausgestellt und bedroht würden, so die Studie.

Die “Selfisierung” des Extremismus

„Wenn wir uns anschauen, wie Frauen rekrutiert werden, dann treffen wir auf beide: Opfer und Akteurinnen“, so der Anthropologue El Asri, Mitglied der regierungsnahen marokkanischen Forschungseinrichtung „Rabita mohammadia des oulémas“. Die Motivation, sich extremistischen Gruppierungen anzuschließen, seien dabei äußert vielfältig und könnten nicht auf einen ausschlaggebenden Faktor reduziert werden. Unterdrückungserfahrungen und Sinnsuche gepaart mit Abenteuerlust spielten dabei ebenso eine Rolle wie finanzielle Anreize.

Ironischerweise spielen gerade patriarchalische Gesellschaftsstrukturen dem Extremismus in die Hände, so El Asri, der in diesem Zusammenhang von einer „Selfisierung“ des Phänomens spricht, bei dem die Selbstinszenierung eine wesentliche Rolle spielt.

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