30 Jahre Demokratie in Südafrika: Im Wahlkampf wird Bilanz gezogen

Am 27. April 1994 fanden in Südafrika die ersten demokratischen Wahlen statt. In einem Monat wählt das Land erneut eine neue Regierung. Im Wahlkampf geht es auch um den Zustand der Demokratie.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
10 Minuten
Der Mann steht vor der Siedlung aus Blechhütten, er hat die Faust kämpferisch in die Luft gehoben

Durban im März 2024. Aus einem weißen Zelt wummern Bässe. Es steht auf einem Spielplatz in Newlands West, einem Stadtteil der südafrikanischen Hafenmetropole. Der DJ läuft sich schon mal warm für die Wahlkampfveranstaltung von Rise Mzansi, einer Partei, die erst vor knapp einem Jahr gegründet wurde. Ende Mai wird sie bei den Wahlen in Südafrika antreten. Mit dem Ziel, die Mehrheit des Afrikanischen Nationalkongresses zu brechen, der das Land seit drei Jahrzehnten regiert.

In dem Zelt sind die jungen Wähler von ihren Sitzen aufgesprungen, sie singen, tanzen und halten Plakate mit ihrer Spitzenkandidatin hoch
Die neue, junge Partei weckt große Hoffnungen

Das wünscht sich auch der 21-Jährige Sthembiso Magwala, der zusammen mit anderen jungen Leuten vor dem Zelt steht. Es ist das erste Mal, dass er an einer Wahl teilnimmt. „Zuerst war ich nicht sicher, ob ich überhaupt mit abstimmen soll, weil mich keine der etablierten politischen Parteien repräsentiert“, sagt er. Aber in Rise Mzansi sieht er eine politische Alternative, auch weil sie selbst Führungspositionen mit jungen Leuten besetzt. „Ich kann also nicht nur für ältere, erfahrene Politiker stimmen, sondern auch für junge mit frischen Ideen, die meine Interessen vertreten.“

„Born Free“ fühlen sich nicht frei

Von der Regierungspartei ANC, mit dem 71-Jährigen Präsidenten Cyril Ramaphosa an der Spitze, fühlt sich der junge Mann nicht vertreten. Zwar hat sie gegen die Apartheid und für die Demokratie in Südafrika gekämpft, aber diese Errungenschaften sind nach 30 Jahren verblasst – angesichts von Korruption, Misswirtschaft und einer Jugendarbeitslosigkeit, die mit über 50 Prozent zu den höchsten der Welt zählt. „Sie feiern jetzt 30 Jahre Freiheit, aber ein junger Mensch, der keine wirtschaftliche Teilhabe hat, sieht diese Freiheit nicht“, betont Magwala.

Zwar verspreche der ANC nun wieder jede Menge Jobs, aber die Partei habe keinen Plan für die konkrete Umsetzung. Der 21-Jährige hat zwar einen Schulabschluss, findet aber weder einen Studienplatz noch eine Arbeit. „In meinem Viertel brechen viele Teenager die Schule ab, weil sie darin keinen Sinn sehen. Sie werden kriminell und nehmen Drogen“, beklagt er. Die ANC-Regierung habe dabei versagt, diese Probleme anzupacken.

Der junge Mann trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „2024 is our 1994“. Er steht vor dem Zelt, in dem die Wahlkampfveranstaltung stattfindet.
Sthembiso Magwala vor der Wahlkampfveranstaltung in Durban
Blick auf die Blechhütten-Siedlung, davor steht ein altes Auto, Wäsche hängt an der Leine, Müll liegt herum, Stromleitungen gehen kreuz und quer.
Warten auf Häuser: Barcelona im Süden von Durban
Der 30-Jährige trägt eine rote Mütze und hat die Faust gehoben, im Hintergrund die Shack-Sieldung.
Nkululeko Ketelo lebt in dieser Siedlung
Auf der Rückseite eines T-Shirts steht das Zitat von Hank Stewart: It is our time, it is our turn, if we do nothing, it's our fault.
Slogan nach dem Motto: Wer nicht wählt, ist selbst schuld.
Die junge Politiker steht am Rednerpult und spricht zu ihren Anhängern
Nonkululeko Hlongwane-Mhlongo, Spitzenkandidatin der Partei in Kwazulu-Natal
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